Slowenien, Österreich und die Vergangenheit
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Die vom Klagenfurter Hermagoras Verein organisierte Ausstellung ist der erste Versuch, die Geschichte Sloweniens während und nach dem Zweiten Weltkrieg umfassend aufzuarbeiten. Durch reiches Bild- und Kartenmaterial wird in Kranj/Krainburg die nationalsozialistische Herrschaft dargestellt, deren Terror und Umsiedlungspolitik Zehntausende Opfer forderte; gezeigt wird, daß die Besatzungsmacht vor allem Steirer und Kärntner verkörperten, ein Umstand, der das Verhältnis zu Österreich lange belastet hat. Dokumentiert wird aber auch die Rolle der Partisanenbewegung, deren Kampf mit der deutschen Niederlage nicht zu Ende war. So schätzt der Laibacher Historiker Joze Dezman, daß in den ersten Wochen nach Kriegsende in Slowenien 100.000 Personen getötet wurden, das ist mehr als in den vier Kriegsjahren zu vor. Zu diesen Opfern zählen Deutsche, vor allem aber auch viele andere Bewohner Jugoslawiens, die nach Kärnten geflüchtet waren, von den Briten aber ausgeliefert wurden. Dem Terror in den Nachkriegsjahren fielen aber auch viele Slowenen zum Opfer, die wohlhabend und keine Kommunisten waren. In dem Zusammenhang zeigt die Ausstellung, wie sensibel diese innerslowenische Abrechnung der ersten Jahre der Tito-Herrschaft nach wie vor ist. Zwar wurden nach der Unabhängigkeit Sloweniens Denationalisierungsgesetze erlassen und mit Restitution und Entschädigung begonnen. Doch die Gerichte sind langsam und bisher mußte sich erst ein früheres Mitglied der Partisanenbewegung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht verantworten und wurde freigesprochen. Partisanenver-bände waren es auch, die in Slowenien mit Protesten und Interventionen die Ausstellung zu verhindern suchten. Sie wurde von der EU und vom Wissenschaftsministerium in Wien, nicht aber vom Land Kärnten gefördert. Zum Schwachpunkt der Ausstellung zählt trotzdem, daß sie zur sehr auf das Verhältnis zwischen Kärnten und Slowenien fixiert ist und die spezifische Lage in der ehemaligen Untersteiermark in der Zwischenkriegszeit zu wenig berücksichtigt. Doch befaßt sich mit dem gesamten Themenkomplex der Ausstellung auch die österreichisch-slowenische Historikerkommission; sie soll ihren Bericht bis Jahresende vorlegen.