Lage der Minderheiten in Slowenien
Fernsehen
ZiB2
Berichte Slowenien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Slowenien
Insert1: 0’42 Mauricio Tremul, Union der Italiener in Slowenien und Kroatien
Insert2: 1’33 Marija Pozsonec, Ungarische Parlamentsabgeordnete
Insert3: 2’51Doris Debenjak, Gottscheer Altsiedler Verein
Aufsager: 3’28 Christian Wehrschütz aus Slowenien
Gesamtlänge: 3’48
Die Adria-Küste ist das Zentrum der italienischen Minderheit. Aufschriften und Ortstafeln sind zweisprachig. Gut entwickelt ist das Schulwesen, wie das Gymnasium in Koper zeigt. Bis auf das Fach Slowenisch erfolgt der Unterricht in allen anderen Gegenständen in italienischer Sprache. Minderheitenfreundlich sind auch die Medien. Das staatliche Fernsehen strahlt pro Tag neun Stunden in italienischer Sprache aus. Trotzdem ist die Zahl der bekennenden Italiener binnen zehn Jahren um mehr als 20 Prozent auf 2.300 gesunken. Dagegen haben 3.800 Personen in der Volkszählung 2002 Italienisch als Muttersprache angegeben, ein Rückgang von nur drei Prozent:
„Ein derartig großer Unterschied bedeutet, das viele und vor allem junge Menschen sich nicht als Angehörige der italienischen Minderheit deklarieren wollen, obwohl sie bereit sind, italienisch als Muttersprache anzugeben. Atmosphäre und Klima der Gesellschaft gegenüber Minderheiten sind nicht das beste. Das sieht man vor allem bei der Jugend die mehrheitlich ein Faktor der Assimilierung ist.“
Maßgebend sind auch wirtschaftliche Gründe, denn in Italien sind Lebensstandard und Möglichkeiten größer. Mit wirtschaftlichen Problemen kämpfen auch die Ungarn, die vor allem in Lendava im Grenzgebiet zu Ungarn leben. Trotz Schulwesen und eigenen Medien ist auch die Zahl der bekennenden Ungarn um mehr als 20 Prozent auf 6.200 gesunken. Gehofft wird, dass der EU-Beitritt Sloweniens die wirtschaftlich schwache Region belebt:
4’31:
„Ich erwarte mir eine dynamischere Entwicklung dieser Region, dass Ungarisch auch in der Wirtschaft verwendet wird, und dass man Ungarisch daher nicht nur aus sentimentalen Gründen lernt. Vielmehr soll es im Interesse der Schüler liegen, diese Sprache zu können. Ich denke, die slowenische Politik tut alles, damit die Minderheit Bestand hat, hier gibt es keine erzwungene Assimilierung.“
Marija Pozsonec ist die ungarische Vertreterin im slowenischen Parlament. Ebenso wie die Italiener haben die Ungarn ein fixes Mandat.
Eine soziale Randgruppe sind dagegen die knapp 4.000 Roma, obwohl auch sie in der slowenischen Verfassung erwähnt sind. Praktisch ohne höhere Bildung sind mehr als 70 Prozent arbeitslos. Am größten ist der Handlungsbedarf der neuen Regierung unter Janez Jansa jedoch gegenüber Bosnjaken, Kroaten und Serben. Zusammen machen diese drei Gruppen mehr als 100.000 Personen aus, ohne den Status einer anerkannten Minderheit zu besitzen.
Zu hören ist in Slowenien auch wieder die alt-deutsche Mundart der Gottscheer. Jugendarbeit, Sprachkurse und Theaterspielen zählen zu den Aktivitäten des Altsiedlervereins. Sie stoßen auch auf Misstrauen, denn in Slowenien sind anti-deutsche Vorurteile noch immer lebendig:
„So hat bei einer Klage der Bürgermeister von Dolenske Toplice ausgesagt, wir machen etwas Ungehöriges, weil wir im Briefkopf den Namen des Vereins auf Deutsch und Slowenisch geschrieben haben.“
Finanziert hat das Gottscheer-Kulturzentrum vor allem das Land Kärnten. Die Unterstützung durch Österreich und Slowenien ist gering, obwohl die Existenz der Minderheit im Kulturabkommen festgeschrieben ist. 1600 Personen bekennen sich in Slowenien zur deutschen Muttersprache. Angestrebt wird die Anerkennung als autochtone Minderheit, ein Ziel das bisher nur Ungarn und Italiener erreicht haben.