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Gemischtes Corona Bild Serbien

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Berichte Serbien

Serbien bietet im Kampf gegen das Corona-Virus ein gemischtes Bild. So verzeichnete das Balkan-Land in dieser Woche täglich Neuinfektionen von mehr als 2.500 Personen bei mehr als 13.000 Tests. Seit Beginn der Pandemie starben an und mit dem Virus mehr als 4300 Personen; doch in Serbien gibt es keinen Lock down und mehr als 1,1 Millionen Bürger wurden bereits geimpft. Hinzu kommt, dass Serbien hofft, bis Jahresende selbst russischen Impfstoff abfüllen und im kommenden Jahr auch produzieren zu können:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: Goran Vesic, Vizebürgermeister von Belgrad und Mitglied des Krisenstabes

Insert2: Goran Vesic, Vizebürgermeister von Belgrad und Mitglied des Krisenstabes

Insert3: Nebojsa Dapcevic, Manager des Restaurants Madera in Belgrad

Insert4: Tatjana Matic, serbische Tourismusministerin

Gesamtlänge: 4’40

Torlak war der größte Produzent von Impfstoffen im ehemaligen Jugoslawien; exportiert wurde auch in die Dritte Welt. Nach dem Sturz von Slobodan Milosevic vor 20 Jahren in Belgrad wurde das Werk dem Verfall preisgegeben, möglicherweise um es billig verschachern zu können. Jüngst besuchten nun russische Experten das Werk, das Serbien zum Zentrum für die Produktion von Corona-Impfstoffen am Balkan machen soll; die erforderlichen finanziellen Mittel will Serbien jedenfalls aufbringen:

Goran Vesic 5'34 - Torlak - 5'50 Setnja

"Zunächst wird in Torlak russischer Impfstoff abgefüllt werden; mit Jahresende soll ein neues Werk in Betrieb genommen werden, damit russischer Impfstoff auch produziert werden kann. Uns Plan ist, dass wir 20 Millionen Dosen pro Jahr produzieren können; 4,5 Millionen brauchen wir für unsere Bürger, sodass wir die gesamte Region mit Impfstoff werden versorgen können."

Doch noch ist es nicht soweit. Die Basis für die laufenden Impfungen bildet weiter das Serum aus China, doch auch Pfizer und der russische Impfstoff SputnikV werden verabreicht; AstraSeneca soll demnächst folgen. Geimpft wurden und werden Mitarbeiter kommunaler Betriebe wie der Müllabfuhr, Kassiererinnen in Supermärkten und Taxi-Fahrer sowie Schauspieler; geplant ist auch eine umfassende Impfung von Mitarbeitern in Hotels und Restaurants:

Goran Vesic 3'35'7 - Warum bis 20 Uhr offen - 4'08 Interview

"Ich habe mich sehr stark dafür eingesetzt, dass Restaurants bis 20 Uhr offen sein dürfen, weil das nicht nur eine Krise der Gesundheit, sondern auch der Wirtschaft und der Gesellschaft ist. Allein im Dienstleistungssektor arbeiten in Belgrad 40.000 Personen, das sind 40.000 Familien, die dann kein Einkommen hätten. Wir versuchen eine Balance zu halten zwischen dem Gesundheitsschutz und zwischen der Wirtschaft und ich hoffe, dass das erfolgreich funktioniert."

0‘50

Belgrad hat den Restaurants im ersten Jahr der Pandemie finanziell unter die Arme gegriffen; Mindestlöhne wurden mehrere Monate bezahlt, Mieten wurden gestundet, um den Betrieben das Überleben zu ermöglichen; trotzdem wurden sie von der Corona-Krise stark getroffen:

Nebojsa Dapcevic 8'39'6 - finanzielle Bilanz und Hoffnung - 9'10'8

"Rechnet man alles zusammen dann haben wir etwa 50 Prozent weniger Einnahmen im Vorjahr als im Jahr 2019. Das ist beträchtlich, doch wir haben nur eine Mission, den Betrieb aufrechtzuerhalten und so viele Mitarbeiter wie möglich zu halten, damit wir auf die kommende Saison vorbereitet sind. Da sind wir Optimisten, dass wir ab April auf einen besseren Umsatz rechnen können, dass wir uns selbst erhalten und den Mitarbeitern normale Löhne zahlen können."

In Serbien gab es bisher keinen zweiten Lock down, doch die Selbstdisziplin der Bevölkerung lässt zu wünschen übrig. Jüngst gab es wegen des Staatsfeiertages ein verlängertes Wochenende, das viele Serben zum Schifahren nutzten; Abstandregeln wurden vielfach missachtet, Verstöße dagegen gab es auch in Belgrad. Durch das Ausbleiben ausländischer Touristen und Geschäftsleute büßte Serbien eine Milliarde Euro an Deviseneinnahmen ein; die Hotels in Belgrad leiden massiv, inländische Touristen konnten die Rückgänge nur zum Teil kompensieren. Für den Sommer bereitet Serbien ein digitales Zertifikat vor, eine Art Impfpass, der Empfehlungen der EU entspricht; das Dokument soll Serben einen Urlaub im Ausland aber auch Ausländern und der Diaspora das Reisen nach Serbien ermöglichen:

Tatjana Matic, 6'21 - Digitales Zertifikat - 8'14

"Unsere Verhandlungen und unser Erfahrungsaustausch mit Griechenland hat eine völlige Übereinstimmung bei diesem Zertifikat gebracht. Einen entsprechenden Vorschlag bereiten wir auch gegenüber Israel vor. Technisch sind wir sehr gut vorbereitet, doch die Schlüsselfrage bleibt, wann diese und andere Länder bereit sein werden, ihren Touristen das Reisen sowie Ausländern die Einreise zu erlauben."

Die Ministerin hofft, dass Serbien bis zum Sommer eine Herdenimmunität erreichen kann. Doch das ist derzeit nur die halbe Miete. Slowenien etwa lässt nun nur EU-Bürger ohne PCR-Test einreisen, die mit einem Serum geimpft wurden, das in der EU zugelassen ist; das gilt auch für mich, obwohl ich bereits die zweite Sputnik-Impfung bekommen habe; der chinesische und der russische Impfstoff sind in der EU nicht registriert, und der Weg Serbiens zum EU-Beitritt wird noch ein sehr, sehr langer sein.

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