Demokratische Partei löst Führungskrise
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Beim Parteitag der DS, der Demokratischen Partei, wurde Boris Tadic mit mehr als 1500 Delegiertenstimmen zum neuen Parteivorsitzenden und damit zum Nachfolger des ermordeten Zoran Djindjic gewählt. Sein Gegenkandidat Zoran Zivkovic bekam nur knapp 300 Stimmen. Tadics Sieg bedeutet, dass ein Eintritt der DS in eine von Vojislav Kostunica geführte Regierung nicht völlig ausgeschlossen ist. Im Gegensatz zu Zivkovic ist Tadic dazu grundsätzlich bereit, wenn Kostunica auf die Unterstützung der Milosevic-Sozialisten für seine aus drei Parteien bestehende Minderheitsregierung verzichtet. Ob und wann es dazu kommen wird, ist derzeit noch nicht absehbar, doch die Möglichkeit besteht, weil auch Kostunica zu Tadic eine Gesprächsbasis hat. Doch selbst wenn es nicht dazu kommt, hat Tadics Sieg Auswirkungen auf das politische System. Serbien verfügt dann nicht nur über eine schlagkräftige ultranationalistische Oppositionspartei, sondern auch über eine erneuerte prowestliche oppositionelle Kraft. Denn Tadics Wahl bedeutet auch einen weitgehenden Bruch mit jenen innerparteilichen Kräften, die nach Djindjics Tod den Ton angaben und die Partei in viele Skandale verstrickten. Dass die DS bei der Parlamentswahl Ende Dezember mit einem blauen Auge davon kam und noch drittstärkste Kraft wurde, verdankt sie Tadic. Er hatte sich gegen Zivkovic als Spitzenkandidat durchgesetzt und die DS vor einem Absturz bewahrt. Der 1958 in Sarajevo geborene Tadic, der in Belgrad Psychologie studierte, verkörpert auch weit mehr das bürgerliche Element in der Partei als Zoran Zivkovic, der aus Nis stammt. Tadic ist ruhig, sachlich, selten polemisch, und hat als Verteidigungsminister mit ersten Reformen in den Streitkräften begonnen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Zoran Djindjic ist Tadic weder Revolutionär noch Visionär, aber trotzdem ein Politiker mit klaren Zielen. Serbien soll so rasch wie möglich an EU und NATO herangeführt werden. Tadic weiß, dass dieser Weg lange dauern wird und ohne umfassende Zusammenarbeit mit dem Westen und dem Haager Tribunal nicht gangbar ist. Das unterscheidet ihn vom demokratischen Nationalisten Vojislav Kostunica, den Boris Tadic dereinst als Ministerpräsident in Serbien ablösen könnte.