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Der Securicom-Krimi in Mazedonien

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16 Jahre war der Österreicher Wolfgang Gamper ein erfolgreicher Unternehmer in Mazedonien. Seine Firma Securicom war Markführer bei Reinigung, Bewachung und Instandhaltung von Gebäuden, beschäftigte 1300 Mitarbeiter und war über drei Regierungen hinweg auch für die Reinigung der Ministerien zuständig. Seit Ende August dieses Jahres sind nun alle Firmenkonten gesperrt, können keine Löhne mehr bezahlt werden und fast alle Mitarbeiter haben die vier Töchter von Securicom verlassen. Mitte August floh Wolfgang Gamper über die grüne Grenze nach Österreich; die Ausreise erfolgte illegal, weil der 73-jährige Gamper Mitte März seine beiden Pässe bei einem Gericht in Skopje abgeben musste, und eine Ausreise für die Operation an der Halsschlagader abgelehnt wurde. Der Vorwurf von Justiz und Finanzpolizei lautet, Securicom habe sich 2015 durch Bestechung eines hohen Beamten der damaligen nationalkonservativen Regierung die Ausschreibung für die Reinigung der Regierungsgebäude gesichert und Mazedonien um 11Millionen Euro; diese Vorwürfe weist Gamper zurück, der seinerseits die neue sozialdemokratische Regierung in Mazedonien beschuldigt, ihn zu Schmiergeldzahlungen gezwungen zu haben und seine Firma gemeinsam mit der lokalen Konkurrenz vernichten zu wollen. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat versucht, Licht in den Fall der Firam Securicom zu bringen:    

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Mazedonien

Insert1: Arafat Muaremi, Direktor der mazedonischen Finanzpolizei

Insert2: Wolfgang Gamper, Eigentümer der Firma Securicom

Insert3: Wolfgang Gamper, Eigentümer der Firma Securicom

Insert4: Arafat Muaremi, Direktor der mazedonischen Finanzpolizei

Insert5: Wolfgang Gamper, Eigentümer der Firma Securicom

Insert6: Mile Bosnjakovski, Sprecher der mazedonischen Regierung

Gesamtlänge: 4’33

Am Sitz der Firma Securicom in Skopje führte die Finanzpolizei Mitte März eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte Dokumente. Durchsucht wurde auch die Wohnung des österreichischen Eigentümers. Die Finanzpolizei ermittelte in erster Linie gegen einen ehemaligen Regierungsdirektor, den die Firma Securicom bestochen haben soll:

"Wir haben ein Auto gefunden, dass von der Firma gekauft wurde, die den Tender gewonnen hat. Dieses Auto wurde dem Erstbeschuldigten durch einen fiktiven Vertrag über einen Verkauf überlassen. Dieses Auto hat die Finanzpolizei beschlagnahmt und ist Gegenstand der Ermittlungen durch Staatsanwaltschaft und Gericht." "Dieses Auto ist nur ein Hinwies darauf, dass es einen Kontakt zwischen Erst- und Zweitbeschuldigtem gab; wir haben noch weitere Hinweise, die die erst beim Gerichtsverfahren öffentlich werden."

Seine zwei Pässe musste Gamper Mitte März bei Gericht in Skopje abgeben; doch er behielt seinen Personalausweis, reiste Mitte August illegal über den Kosovo aus und weiter nach Wien. Das Interview fand aber in Salzburg statt. Gamper rechtfertigt seine illegale Ausreise nach fünf Monaten mit einer Operation an der Halsschlagader, die nicht mehr aufschiebbar gewesen und in Wien durchgeführt worden sei. Gamper bestreitet, die Ausschreibung durch Bestechung gewonnen und Mazedonien um 11 Millionen Euro geschädigt zu haben:

"Diese 11 Millionen Euro sind aber die Gesamtsumme des Auftrages gewesen, der für drei Jahre gegolten hat; und aus diesen Beträgen heraus habe ich monatlich 500 Mitarbeiter bezahlt."

                                                

Wer verhandelte mit der Regierung? Sie oder ihr ehemaliger mazedonischer Generaldirektor?

"Ich hatte mit ihm einen Vertrag bis in den Oktober 2015, wo ich die Firma dann übernommen hatte, ich aber kein Wort Mazedonisch kann, und mein Vis-À-Vis der damalige Regierungsdirektor kein Wort Deutsch oder Englisch konnte. So hatte ich mit meinem ehemaligen Generaldirektor einen Vertrag bis Oktober 2015, dass er sich um die Regierung kümmern wird; das hat er auch getan, für diesen zusätzlichen Vertrag bekam er monatlich 1000 Euro."

Warum ermittelt die Finanzpolizei nicht auch gegen den ehemaligen Generaldirektor von Securicom?

"Wir arbeiten ausschließlich auf Anordnung der Staatsanwaltschaft. Die Bewertung der Tatbestände und die Fortsetzung der Ermittlungen und des Verfahrens liegt dann bei der Staatsanwaltschaft."

In Skopje waren weder Gericht noch Staatsanwaltschaft zu einem Interview bereit - verwiesen wurde auf das laufende Verfahren. Schweigen wollten merkwürdigerweise auch Gampers lokale Rechtsanwälte. Die Securicom-Konten sind seit Ende August gesperrt; die Mitarbeiter verlassen in Massen die Firma. Eine Handvoll demonstrierte jüngst vor der Regierung für die Auszahlung ihrer Löhne. Ihr bisheriger Chef erhebt in Österreich schwere Vorwürfe gegen die Regierung

"Wir stellten auch an die neue Regierung vom Juni 2017 weg 340.000 Euro im Monat an Rechnungen, und mussten zehn Prozent davon abgeben; in Summe sind das 510.000 Euro, die wir bezahlt haben."

CW: "Schwarz"

"Schwarz - Natürlich!"

In Skopje weist die Regierung diesen Vorwurf zurück:

"Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Anschuldigung völlig grundlos ist und nur die einzige Absicht verfolgt, dem Ansehen der mazedonischen Regierung zu schaden."

Wie dem auch sei; statt Securicom kamen nun vier lokale Firmen zu Zug. Ohne Vorgriff auf das Gerichtsverfahren bleibt der Eindruck, dass eine ungeliebte Konkurrenz beseitigt wurde. Nach Angaben von Transparency International gilt Mazedonien als einer der korruptesten Staaten in Europa. Securicom musste seine Zentrale in Skopje räumen. Wie es mit der Firma weitergeht ist offen.  

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