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Berichte Nord-Mazedonien
Die mazedonische Armee hat auch heute ihre Offensive gegen albanische Freischärler fort-gesetzt. Die Gefechte konzentrieren sich auf albanische Dörfer im Norden Mazedoniens im Grenzgebiet zu Serbien und zum Kosovo. Die Angriffe richten sich gegen mutmaßliche Stel-lungen der UCK, der sogenannten Nationalen Befreiungsarmee der Albaner. Bereits im März hatten einander mazedonische Streitkräfte und albanische Freischärler wochenlang im Raum Tetovo im Nordwesten Mazedoniens bekämpft. Nach massivem internationalem Druck flauten die Gefechte jedoch ab, Verhandlungen zwischen den Parteien der Mazedoniern und der Albaner haben bisher aber keine Ergebnisse gebracht. Aus Skopje berichtet Christian Wehrschütz:

An einer malerischen Hügelkette im mazedonischen Grenzgebiet zu Serbien liegen die alba-nischen Dörfer Lopate, Slupcane, Vaksince und Lojane. Sämtliche Zufahrtsstraßen und Feldwege zu diesen Dörfern sind von mazedonischer Sonderpolizei und Soldaten besetzt, eine Zufahrt zu diesen Ortschaften ist daher nicht möglich. Die Zufahrt ist auch nicht ratsam, denn diese Dörfer werden von den mazedonischen Streitkräften mit Artillerie und Granatwerfern beschossen. Rauchsäulen steigen vereinzelt auf, auch Maschinengewehrfeuer ist hin und wieder zu hören. Zwei Albaner sollen bereits getötet worden sein. Das etwa 2000 Einwohner zählende Dorf Vaksince ist eine Hochburg der albanischen Freischärler-Bewegung UCK. Im Gebiet dieser Ortschaft haben die Freischärler in den vergangenen Tagen insgesamt zehn mazedonische Soldaten und Polizisten getötet und mehrere verletzt. Die Albaner kämpfen nach eigenen Angaben um ihre Gleichberechtigung mit den slawischen Mazedoniern. Die UCK genießt daher ein nicht zu unterschätzendes Ausmaß an Sympathie bei der albanischen Bevölkerung. Die Forderung der UCK stößt dagegen bei der slawischen Bevölkerung des Landes zunehmend auf Ablehnung. Wie die Stimmung ist, zeigt ein Gespräch mit Bewohnern des Dorfes Recica, das nur etwa zwei Kilometer von Vaksince entfernt ist. Die vorwiegende bäuerliche Bevölkerung, dieses hauptsächlich von Serben bewohnten Dorfes beobachtet den Beschuß von Vaksince. Die Serben aber auch die Mazedonier sehen die albanischen Forderungen als maßlos an. Schließlich sei eine albanische Partei in der Regierung vertreten, außerdem hätten die Albaner ein eigenes Schulwesen. Zu-rückgewiesen wird der Vorwurf der Albaner, sie seien in Staat und Verwaltung untervertreten und Staatsbürger zweiter Klasse. Angesichts dieser zunehmend aufgeheizten Stimmung ist es fraglich, ob sich die politischen Parteien beider Völker auf einen Kompromiß werden einigen können. Denn der Spielraum beider Seiten wird immer geringer, je länger die Gefechte dauern und je größer die Zahl der Opfer wird. Trotz aller internationalen Verurteilung der Gewalt-taten und trotz allen internationalen Drucks auf beide Seiten, sieht die Zukunft Mazedoniens zur Zeit recht düster aus.

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