Interview mit montenegr Ministerpräsidenten Dusko Markovic
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Berichte Montenegro
Höhepunkt der Spannungen zwischen Montenegro und Russland war das unter russischer Beteiligung geplante Attentat auf Ministerpräsidenten Milo Djukanovic am Tag der Parlamentswahl im Oktober des Vorjahres; der Anschlag wurde vereitelt, Djukanovics Parteienbündnis siegte, doch er selbst trat politisch in die zweite Reihe; seit November ist nun der 58-jährige Dusko Markovic Regierungschef. Während internationale Beobachter die Wahl als weitgehend korrekt bewerteten, boykottiert vor allem die proserbische Opposition weiterhin das Parlament; dazu und zum Verhältnis zu Moskau sagt Dusko Markovic:
"Nach dem NATO-Beitritt sind die Spannungen spürbar gesunken und auch die russischen Aktivitäten haben nachgelassen; doch Russland ist noch immer stark präsent und ist bestrebt, über die serbische Opposition und seinen politischen Einfluss, Montenegro zu destabilisieren; das gilt für unseren Weg Richtung EU aber auch für unsere dauerhafte West-Orientierung. Dazu zählt, dass Russland die Opposition vereinen will angesichts der Lokal- und Präsidentenwahlen im kommenden Jahr. Wir werden uns auch weiter bemühen, dass der Boykott endet, denn wir wollen ein politisches System, in dem auch die Opposition eine wichtige Rolle spielt."
Für ein Ende des Boykotts ist auch die EU, die aber nicht bereit ist, eine Vermittlerrolle zu spielen. Über seinen Beitritt verhandelt Montenegro bereits volle fünf Jahre mit Brüssel; von 35 Kapiteln wurden 28 eröffnet und 3 vorläufig geschlossen; Markovic hofft, noch heuer alle restlichen Kapitel eröffnen zu können. Das nicht gerade spektakuläre Tempo führt er auch auf den Verhandlungsmodus zurück; so war Montenegro das erste Land, mit dem Brüssel sofort über die schwierigen Kapitel Justiz und Rechtsstaat zu verhandeln begann; allein bei diesen beiden Kapitel gibt es noch zusätzlich mehr als 80 Maßnahmen, die zu erfüllen sind, um diese Kapitel abzuschließen. Dazu sagt Dusko Markovic:
"Wir stehen knapp davor, all diese Maßnahmen zu erfüllen. Wenn wir das und diese beiden Kapitel abgeschlossen haben, dann wird die EU die völlige rechtliche Handhabe haben, uns auch den Abschluss anderer Kapiteln zu ermöglichen, die wir de facto bereits abgeschlossen haben. Somit ist das auf den Verhandlungsmodus zurückzuführen. Wir wollen die Verhandlungen in vier, spätestens fünf Jahren abschließen. Ich glaubt daran, dass das möglich ist, damit Montenegro dann das erste neue Mitglied sein wird, das die EU aufnimmt."
Dieses Ziel hängt aber nicht nur von Montenegro, sondern auch von der Entwicklung der EU ab, die am Balkan derzeit nur noch mit Serbien verhandelt, das aber klar hinter Montenegro zurückliegt; wirtschaftlich profitiert Montenegro von einer sehr guten Tourismussaison und von Großinvestitionen in das Hochpreissegment. Zu den Problemen zählen die Arbeitslosigkeit und die hohe Staatsverschuldung, die die Regierung mit einem Sparkurs bekämpft, der teure mit einem chinesischen Kredit finanzierte Bau einer Autobahn sowie der Entwicklungsrückstand des Nordens. Ihn will die Regierung auch durch diese Autobahn sowie durch Investitionen in die Landwirtschaft und den alpinen Tourismus verringern.