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Montenegro wird unabhängig

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Knapp wie erwartet war der Ausgang des Unabhängigkeitsreferendums in Montenegro. Denn für die Loslösung von Serbien stimmten schließlich 55,4 Prozent der 485.000 Stimmbürger, während sich 44,6 Prozent für die Bewahrung des Staatenbundes mit Serbien aussprachen. Damit schafften die Unabhängigkeitsbefürworter gerade die Hürde von 55 Prozent, die ihnen die EU auferlegt hatte, um einen Boykott der pro-serbischen Kräfte zu verhindern. Wie sehr das Referendum die Montenegriner bewegte, zeigt die Beteiligung. Sie lag mit mehr als 86 Prozent sehr hoch, wobei noch zu berücksichtigten ist, dass wohl so mancher eingetragene Stimmberechtigte als Gastarbeiter im Ausland lebt.

Wie sehr das Referendum die slawische Bevölkerung gespalten hat, zeigen die Ergebnisse in den Städten ebenfalls. So stimmten in pro-serbischen Gemeinden wie der Küstenstadt Herceg Novi nur knapp 39 Prozent für die Unabhängigkeit, während in der alten Hauptstadt Cetinje mehr als 86 Prozent dafür waren. Eine entscheidende Rolle für den Sieg spielten auch die nationalen Minderheiten wie Albaner (etwa 7 Prozent) und Bosnjaken (etwa 14 Prozent). So stimmten in der albanisch dominierten Küstenstadt Ulcinj mehr als 88 Prozent und in der bosnjakischen Hochburg Rozaje sogar mehr als 91 Prozent für die Unabhängigkeit.

Diese Ergebnisse zeigen wie wichtig es ist, den Ausgleich zwischen den Volksgruppen weiter zu stärken, schließlich haben sich bei der Volkszählung vor drei Jahren mehr als 30 Prozent als Serben deklariert. Der insgesamt friedliche Verlauf des Referendums und die verbale Zurückhaltung führender Politiker beider Lager gibt Anlass zu Optimismus, obwohl der pro-serbische Block mit der Anerkennung seiner Niederlage noch bis zum offiziellen Endergebnis warten will. Auch in Serbien haben sich Ministerpräsident Vojislav Kostunica und Präsident Boris Tadic noch nicht geäußert. Zwar steht die Anerkennung des Resultats außer Zweifel, doch geht es nun darum die zivile Scheidung etwa bei Diplomatie und Armee möglichst schmerzfrei zu vollziehen. Ähnliches gilt etwa für die Frage der etwa 10.000 Montenegriner, die in Serbien studieren.

Was die Annäherung Richtung EU betrifft, so wird Brüssel nun für Montenegro ein neues Verhandlungsmandat ausarbeiten müssen. Derzeit sind die Gespräche über das Abkommen für Stabilisierung und Assoziation unterbrochen, weil Serbien Ratko Mladic nicht an das Haager Tribunal ausgeliefert hat. Dieser Grund fällt nun weg, und die Gespräche könnten noch vor dem Sommer mit Montenegro weitergeführt werden. Im Herbst soll jedenfalls auch die Aufnahme in die UNO erfolgen, die Montenegro beantragen muss, weil nach dem Verfassungsvertrag mit Belgrad Serbien Rechtsnachfolger des aufgelösten Staatenbundes ist.

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