× Logo Mobil

Montenegro und Euro

Fernsehen
ZiB2
Berichte Montenegro
Nicht nur in der EU auch in der kleineren jugoslawischen Teilrepublik Montenegro läuft die Euro-Umstellung auf Hochtouren. 46 Millionen Euro sind bereits gewechselt worden, das ent-spricht etwa einem Viertel der Geldmenge. Die nach Unabhängigkeit von Serbien strebende Führung Montenegros betrachtet den Euro als weiteres Mittel zur Loslösung von Belgrad und zur Annäherung an Brüssel. Aus diesem Grund wurde vor zwei Jahren der Dinar durch die DM ersetzt, die nun in Euro umgetauscht wird. Doch Montenegro ist in der Frage der Unab-hängigkeit gespalten und auch Serbien und der Westen sind für den Fortbestand Jugosla-wiens. Der Euro könnte somit nur ein kurzes Gastspiel in Montenegro haben, wenn die Unab-hängigkeitsbefürworter das geplante Referendum verlieren. Für diesen Fall könnte Montenegro eine weitere Währungsumstellung bevorstehen, denn Belgrad beharrt auf dem Dinar als Einheitswährung.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz Podgorica

Insert 1: 0’47 Mladjan Dinkic Jugoslawischer Nationalbankpräsident

Insert 2: 1’13 Milo Djukanovic Präsident Montenegros

Insert 3: 1’35 Milo Djukanovic Präsident Montenegros

Aufsager: 2’28 Christian Wehrschütz Podgorica

Gesamtlänge: 2’41

„Vom Dinar über die DM zum Euro und dann Montenegro nach Europa, so wird der Euro den Montenegrinern als ihr Geld angepriesen. Der Umtausch ist in vollem Gange und soll Ende März abgeschlossen sein. Nicht abgeschlossen ist damit die Loslösung von Belgrad. Havier Solana war für die EU bereits mehrmals in Jugoslawien, um den montenegrinischen Präsi-denten Milo Djkanovic zum Verzicht auf die Unabhängigkeit zu drängen. Verhandlungen mit dem jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica und Serbiens Ministerpräsident Zoran Djindjic sollen den Zerfall Jugoslawiens verhindern. Erschwert werden diese Gespräche auch dadurch, daß die jugoslawische Nationalbank auf dem Dinar als gemeinsamer Währung beharrt. Natinalbankpräsident Mladjen Dinkic:

„Wenn sich die Montenegriner für einen gemeinsamen Staat entscheiden, dann ist völlig klar, daß der Euro in Montenegro nicht eingeführt wird. Selbst wenn er bereits eingeführt worden sein sollte, so wird er zurückgezogen und durch den Dinar ersetzt werden. Denn die Euro-Geldmenge ist sehr gering und daher ist es leicht ihn durch den Dinar zu ersetzen.“

Auch auch diesem Grund gibt Montenegros Präsident Djukanovic den Gesprächen mit Belgrad nur wenig Chancen:

„Wenn ich mir auf der Basis des bisherigen Verhandlungsstandes ein Urteil erlauben darf ist es schwer zu glauben, daß die Gespräche zu einer gemeinsamen Lösung führen könnten, die die Notwendigkeit eines Referendums ausschließen könnten.“

In der Referendumskampagne soll auch der Euro ein wichtiges Argument für die Unabhängigkeit sein:

„Sogar jene Bürger Montenegros, die für die Bewahrung des gemeinsamen Staates mit Serbien sind, sind nicht für die Rückkehr zum Dinar. Denn viele dieser Leute haben bereits in den vergangenen Jahren von der Verwendung der DM als Zahlungsmittel in Montenegro profitiert.“

Ob dieses Argument greift ist offen, denn viele Unabhängigkeitsgegner sehen auch im Euro keine Lösung:

Mann:

„Es ist lächerlich. Man kann nicht nur mit dem Euro nach Europa gelangen. Viele andere Dinge müßten besser sein. Zuerst hätten sie ein besseres Leben schaffen und dann den Euro einführen sollen.“

Frau:

„Der Euro ist keine Lösung weder bezüglich Jugoslawien noch auf dem Weg nach Europa.“

Tägliche Stromabschaltungen und die schwierige Wirtschaftslage könnten die Position der Unabhängigkeitsbefürworter weiter schwächen. Verlieren sie daher das Referendum, könnte Montenegro noch heuer vom Euro wieder zum Dinar und damit zu Jugoslawien zurückkehren.

Facebook Facebook