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Porträt neuer Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic

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Berichte Kroatien
In Kroatien wird zum ersten Mal eine Frau Staatspräsidentin. In der gestrigen Stichwahl siegte die konservative Politikerin Kolinda Grabar-Kitarovic mit einem hauchdünnen Vorsprung gegen Amtsinhaber Ivo Josipovic; wahlberechtigt waren 3,8 Millionen Bürger Kroatiens, die Wahlbeteiligung war mit 59 Prozent um 12 Prozent höher als im ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Die künftige kroatische Präsidentin bringt viel außenpolitische Erfahrung in ihr neues Amt mit, die sie auch nach dem zwischenzeitlichen Ende ihrer politischen Karriere sammeln konnte.  2008 wurde sie Botschafterin in den USA. Ab 2011 war sie Assistentin von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Ein Porträt der bald 47-jährigen Grabar-Kitarovic hat in Zagreb unser Korrespondet Christian Wehrschütz gestaltet:

Die im April 1968 geborene Kolinda Grabar-Kitarovic verdankt ihre politische Karriere einem Mann, der heute in Kroatien nicht nur zu den unpopulärsten Politikern zählt, sondern auch gesiebte Luft atmen muss, weil er wegen Korruption rechtskräftig verurteilt wurde – Ivo Sanader. Der frühere Ministerpräsident und HDZ-Vorsitzende holte die diplomierte Übersetzerin für Englisch und Spanisch in der Ära von Staatsgründer Franjo Tudjman ins Wissenschaftsministerium als Sanader dort Minister war. Ihm folgte sie ins Außenministerium, wobei der blonden, mittelgroßen Grabar-Kitarovic auch ihre Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien zugute kam. Zwischen 2003 und 2007 war die Diplomatin schließlich auch Europa- und Außenministerin; die Harmonie endete 2007 als Sanader zum ersten Mal wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck kam. Trotz ihres politischen Sturzes blieb Grabar-Kitarovic aber der HDZ treu; dazu sagte sie gestern in der Wahlnacht:

"Danken möchte ich vor allem meiner Partei HDZ, an deren Seite ich auch in den schwierigsten Zeiten gestanden habe. Jetzt muss ich meine Mitgliedschaft niederlegen, doch meine Werte, die Werte Familie, Heimat und die Liebe zur Heimat, zu unserer Diaspora, zum Glauben und zur Gemeinschaft, diese Werte bleiben in mir."

Als Präsidentin hat Grabar-Kitarovic vorwiegend protokollarische Aufgaben, trotzdem kann sie gerade auch in der Nachbarschaftspolitik Akzente setzen. Dazu sagte die frisch gewählte Präsidentin gestern: 

"Wir werden die offenen Fragen mit den Nachbarn lösen; sie rufe ich zum Dialog darüber auf, dass wir offene Fragen nicht mehr unter den Teppich kehren. Ich werde dafür Kämpfen, dass die Rechte der Minderheiten in Kroatien noch größer werden. Doch das gleiche werde ich auf für die Kroatien in Serbien, der Vojvodina und anderen Nachbarstaaten verlangen."

Sollte es in Kroatien nicht zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen, wird Grabar-Kitarovic jedenfalls noch bis Jahresende mit der Mitte-Linksregierung unter Zoran Milanovic zusammenarbeiten müssen. Dabei wird sich dann auch zeigen, in welchem Ausmaß sich die 47-jährige tatsächlich von ihrer Partei HDZ emanzipieren und ihr Versprechen wahrmachen kann, eine Präsidentin aller Kroaten zu sein.

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