Porträt neuer Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic
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Berichte Kroatien
Die im April 1968 geborene Kolinda Grabar-Kitarovic verdankt ihre politische Karriere einem Mann, der heute in Kroatien nicht nur zu den unpopulärsten Politikern zählt, sondern auch gesiebte Luft atmen muss, weil er wegen Korruption rechtskräftig verurteilt wurde – Ivo Sanader. Der frühere Ministerpräsident und HDZ-Vorsitzende holte die diplomierte Übersetzerin für Englisch und Spanisch in der Ära von Staatsgründer Franjo Tudjman ins Wissenschaftsministerium als Sanader dort Minister war. Ihm folgte sie ins Außenministerium, wobei der blonden, mittelgroßen Grabar-Kitarovic auch ihre Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien zugute kam. Zwischen 2003 und 2007 war die Diplomatin schließlich auch Europa- und Außenministerin; die Harmonie endete 2007 als Sanader zum ersten Mal wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck kam. Trotz ihres politischen Sturzes blieb Grabar-Kitarovic aber der HDZ treu; dazu sagte sie gestern in der Wahlnacht:
"Danken möchte ich vor allem meiner Partei HDZ, an deren Seite ich auch in den schwierigsten Zeiten gestanden habe. Jetzt muss ich meine Mitgliedschaft niederlegen, doch meine Werte, die Werte Familie, Heimat und die Liebe zur Heimat, zu unserer Diaspora, zum Glauben und zur Gemeinschaft, diese Werte bleiben in mir."
Als Präsidentin hat Grabar-Kitarovic vorwiegend protokollarische Aufgaben, trotzdem kann sie gerade auch in der Nachbarschaftspolitik Akzente setzen. Dazu sagte die frisch gewählte Präsidentin gestern:
"Wir werden die offenen Fragen mit den Nachbarn lösen; sie rufe ich zum Dialog darüber auf, dass wir offene Fragen nicht mehr unter den Teppich kehren. Ich werde dafür Kämpfen, dass die Rechte der Minderheiten in Kroatien noch größer werden. Doch das gleiche werde ich auf für die Kroatien in Serbien, der Vojvodina und anderen Nachbarstaaten verlangen."
Sollte es in Kroatien nicht zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen, wird Grabar-Kitarovic jedenfalls noch bis Jahresende mit der Mitte-Linksregierung unter Zoran Milanovic zusammenarbeiten müssen. Dabei wird sich dann auch zeigen, in welchem Ausmaß sich die 47-jährige tatsächlich von ihrer Partei HDZ emanzipieren und ihr Versprechen wahrmachen kann, eine Präsidentin aller Kroaten zu sein.