Kroatien zwischen Feuerwerk und Krise
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Berichte Kroatien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien
Insert1: Willfried Holleis, Hotelier in Opatija
Insert2: Michael Brucker, Firma Gavrilovic
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Zagreb
Gesamtlänge: 2’55
Mit einem Feuerwerk feierten am Grenzübergang Bregana zu Mitternacht kroatische und slowenische Grenzbeamte den EU-Beitritt. Der Zoll fällt für EU-Bürger weg; die Passkontrollen werden vereinfacht und bei der Einreise gemeinsam nur mehr auf der slowenischen Seite durchgeführt. Der EU-Beitritt ist aber offenbar für Touristen kein zusätzliches Motiv, Kroatien als Urlaubsziel zu wählen:
„Das ist egal; sicherer fühle ich mich deswegen auch nicht; mir ist das egal. EU macht mir jetzt nichts aus.“
„Hat keine Rolle gespielt; ich habe das zwar verfolgt und ich habe mir gedacht, super, vielleicht ist das mit dem Durchfahren irgendwo leichter, aber es ist wunderbar gegangen bei der Grenze; es hat keine langen Aufenthalte gegeben, es war schon super.“
Keine großen Änderungen durch den EU-Beitritt erwarten österreichische Tourismusbetriebe. Ein Vorteil ist, dass Arbeitsgenehmigungen nun leichter zu bekommen sind:
„Gut wir brauchen zwar nicht viel ausländische Mitarbeiter, aber dass wir jetzt für die die Genehmigungen; und auch umgekehrt, weil wir schicken im Winter, wenn hier geschlossen ist, die Mitarbeiter zur Schulung nach Österreich, und das wird dann viel leichter sein.“
Bisher war das Wetter in Opatija schlecht, und das wirkt sich auf den Touristenzustrom aus. Zurückgegangen ist auch die Zahl der Russen; für sie musste das EU-Mitglied Kroatien nun wieder die Visapflicht einführen:
„Wir haben viel weniger Russen, weil sie nun ein Visum brauchen. Denn einen anderen Grund für ihr Ausbleiben gibt es nicht. Das spürt man.“
Vom freien Warenverkehr in der EU profitiert die Wirtschaft. Dieser Wurstproduzent bezieht viel aus Österreich. Der Wegfall der Kontrollen bringt ihm zehn Stunden Zeitersparnis. Bekannt ist der Betrieb durch seine Wintersalami, die ebenso wie andere Produkte in die EU exportiert werden sollen:
„Wir haben hier doch einen anderen Geschmack als zum Beispiel in Deutschland oder auch ein bisschen in Österreich, unsere Produkte sind geschmacklich unterschiedlich; aber wir müssen unseren Markt finden, und wir werden ihn auch finden.“
Teurer werden Exporte nach Serbien und Bosnien, weil Kroatien das Zollregime der EU übernehmen muss. Dadurch werden weiter Arbeitsplätze in Kroatien verloren gehen. Diesem Nachteil stehen politische Vorteile gegenüber. Auf Einladung von Präsident Ivo Josipovic trafen in Zagreb heute zum ersten Mal alle Präsidenten aus dem ehemaligen Jugoslawien zusammen. Der Kosovo war ebenso vertreten wie Serbien; beide sind auf dem Weg zur EU nun zur Aussöhnung bereit.