Teuerungswelle und Krise
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ZiB 2
Berichte Kroatien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien
Insert1: Ivo Josipovic, kroatischer Präsident
Gesamtlänge: 2‘13
In Kroatien protestierten die Milchbauern zwei Wochen für höhere Abnahmepreise. Die Existenzangst ist groß, denn ihre Zahl sank binnen acht Jahren um Zwei-Drittel. Die Demonstrationen endeten gestern ergebnislos. Die Regierung blieb hart und war zu keinen weiteren Subventionen bereit, denn es herrscht das Diktat der leeren Kassen. Die Folge ist auch eine Teuerungswelle. In Agram stiegen die Preise für Fahrkarten um 30 bis 80 Prozent. Für eine Monatskarte zahlen Pensionisten und Studenten nun etwas weniger als 20 Euro. Treibsoff kostet gleich viel wie in Österreich. Die Reaktionen der Kroaten fallen trotzdem unterschiedlich aus:
„Die Teuerung trifft mich und meine Kinder. Wir haben viele Ausgaben, denn wir kommen aus Dalmatien hierher. Auch zu Hause ist alles teuer, arm sind wir.“
„Hier habe ich eine Rübe um einen Euro gekauft, woanders kostet sie fast drei Euro. So muss man jemanden finden, wo der Preis günstig und die Ware frisch ist.“
Die Mehrheit weiß wohl, dass es keine Alternative zum Sparen und zu tiefgreifenden Reformen gibt. Fraglich ist, ob die Regierung die nötige Kraft haben wird. Mit ihrer Arbeit ist Staatspräsident Ivo Josipovic bisher zufrieden, doch er fordert mehr:
„Wir müssen vor allem die Einstellung zur Arbeit ändern. Jeder muss mit Hingabe arbeiten. Zweitens müssen die, die arbeiten, eine gesellschaftliche Anerkennung dafür erfahren, die sich nicht nur in einem anständigen Lohn ausdrückt. Da geht es auch um die Haltung zur Arbeit als Wert. Hier haben wir noch eine Erblast aus der Vergangenheit."
Bei Staatsbesuchen wird Josipovic regelmäßig mit Klagen über Bürokratie, Korruption und lange Genehmigungsverfahren konfrontiert. Sie schrecken ausländische Investoren ab, die Kroatien braucht. Denn eigene international derart erfolgreiche Firmen wie dieser Hersteller von Entminungsrobotern sind eher selten. Um dem Wettbewerbsdruck aus der EU einigermaßen standhalten und die EU-Förderungen nützen zu können, muss die Verwaltung besser und Kroatien konkurrenzfähiger werden. Dazu bleibt der Regierung nur etwas mehr als ein Jahr Zeit.