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Lage im Kosovo vor der Parlamentswahl

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ZiB24
Berichte Kosovo

Im albanisch-dominierten Kosovo wird morgen das Parlament neu gewählt; es sind vorzeitige Neuwahlen, die drei Jahre politische Instabilität beenden sollen. Die Partei von Präsident Hashim Thaci und die Partei des ehemaligen Rebellenkommandanten Ramush Haradinaj haben einen Wahlblock gebildet; das zweite Wahlbündnis besteht aus der Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Isa Mustava; allein ins Rennen geht die Bewegung „Selbstbestimmung“. Hinzu kommen noch Parteien der serbischen Minderheit. Radikale Töne ab es in Wahlkampf gegenüber Belgrad, obwohl die Spannungen zwischen Serben und Albanern im Kosovo doch nachgelassen haben. Den Wahlkampf dominierten eigentlich soziale und wirtschaftliche Themen. Neun Jahre nach seiner Unabhängigkeit gibt es im Kosovo noch immer große Probleme mit Korruption und Rechtsunsicherheit, hinzu kommen Befürchtungen, dass großalbanische Tendenzen und islamischer Fundamentalismus stärker werden könnten, weil eine EU-Perspektive nicht in Sicht ist. Im Kosovo sind noch immer 4.500 Soldaten der Friedenstruppe KFOR stationiert, darunter 500 Österreicher:

Berichtsinsert: Christian wehrschütz aus dem Kosovo

Insert1: Bujar Muliqi Software-Firma in Pristina

Insert2: Burim Ramadani, Politologe im Kosovo

Insert3: Enver Hoxhaj, Außenminister des Kosovo

Gesamtlänge: 2’58

Die Infrastruktur hat sich im Kosovo deutlich verbessert. Nicht nur die Hauptverkehrsachsen wurden und werden ausgebaut, sondern auch kleiner Straßen, obwohl in der Hauptstadt Pristina noch immer ein Verkehrschaos herrscht. Mangelware sind weiter große Investoren aus dem Ausland; die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei mehr als 30 Prozent. Doch es gibt Lichtblicke wie diese österreichische Software-Firma; junge kosovarische Informatiker entwickeln hier Apps vorwiegend für Smartphones:

Bujar Muliqi

Software Firma Pristina

"Es ist nicht im Endeffekt der Preis, der die Kunden dazu neigt, zu uns zu kommen, es ist wirklich Topqualität, und alles was wir machen steht."

Auch die Internetgeschwindigkeit ist gut, jedenfalls in Pristina. Weit schlechter sieht die Lage am Land aus; hier hilft Österreich bei der Existenzgründung im Kleingewerbe und in der Landwirtschaft. Dieser Friseurin finanzierte die Österreichische Entwicklungsagentur eine dreimonatige Lehre und die Ausstattung. Mein Haarschnitt kostete drei Euro; Frauen müssen mit zehn Euro rechnen; geworben wird sogar auf Facebook. In sozialen Netzwerken aktiv sind auch islamische Fundamentalisten; dieser albanische Kämpfer ruft zum Heiligen Krieg auf; etwa 300 Albaner gingen nach Syrien und in den Irak; doch der Dank an die USA für den Kosovo-Krieg ist sehr stark und die Gefahr wird in Mazedonien und Bosnien als weit großer eingestuft als im Kosovo:  

"Die Gesetze gegen Geldwäsche und das Finanzieren von Terrorismus sind sehr streng; daher ist auch die Kontrolle derartiger Organisationen viel strenger als vor einigen Jahren. Die meisten dieser Organisationen kamen aus Saudi-Arabien aber auch aus der Türkei."

Im Wahlkampf dominierten soziale Fragen; auch das Verhältnis zu Serbien war ein Thema, das den Kosovo noch nicht anerkannt hat. Bei dieser Versammlung wurde zwar die Hymne des Kosovo gespielt, doch die Verbindungen zu Albanien werden immer stärker. Ist Großalbanien eine reale politische Option?  

"Ich glaube es wird stets zwei getrennte Staaten auf dem Balkan geben, Albanien als eigenen Staat und den Kosovo als eigenen Staat. Aber es wird gleichzeitig stets eine große, gemeinsame Kulturnation, die wir Albania nennen, in der Region geben."

Die Fahne Albaniens ist jedenfalls im Kosovo stark präsent. In weiter Ferne ist die EU-Integration, nicht einmal die Visa-Liberalisierung wurde bisher gewährt. Was aus dem Kosovo wird, hängt nicht nur von der nächsten Regierung ab, sondern vor allem davon, wie viel Aufmerksamkeit EU und USA dem Kosovo und dem Balkan widmen. Bleibt sie so gering, könnte die Region noch instabileren Zeiten entgegen gehen, denn allein kann sie ihre Probleme nicht lösen.

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