Grünes Licht für EULEX
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Wiener Zeitung
Berichte Kosovo
Möglich macht die Stationierung nun, dass in Belgrad eine Regierung am Ruder ist, die Serbien in die EU führen will. Mit ihr konnte ein Kompromiss gefunden werden, der sechs Punkte umfasst; sie regeln die Tätigkeit der Polizei, des Zolls, der Justiz sowie die Themen Infrastruktur, Verkehr und den Schutz der serbischen Kirchen und Klöster. Grundsätzlich ist festgelegt, dass die EU-Mission unter dem Dach der Resolution 1244 agieren wird. Darauf bestand Serbien, weil nach Ansicht Belgrads in der Resolution der territoriale Anspruch auf den Kosovo verbrieft ist. EULEX wird somit seine Aufgabe erfüllen, das Justiz- und Polizeiwesen zu verbessern, formal allerdings nicht als Umsetzung des Ahtisaari-Plans sondern statusneutral, wie es im Diplomatendeutsch heißt. Hinzu kommt, dass die UNMIK auch bei Polizei und Zoll weiter eine Rolle spielen wird. Das lehnt die albanische Führung des Kosovo ab, die UNMIK so rasch wie möglich loswerden will. Die Albaner sehen in dem Kompromiss eine Aushöhlung ihrer ohnehin beschränkten Souveränität und eine Vertiefung der De-facto-Spaltung des Kosovo. Denn die UNMIK wird vor allem im serbischen Norden und in den Enklaven tätig sein. Trotzdem werden die Albaner den Kompromiss hinnehmen; denn ersten wird UNMIK nun weiter abgebaut; zweitens wird EULEX im ganzen Kosovo stationiert, und die Einheit des Zollgebiets wird wieder hergestellt. Nach der Unabhängigkeit hatten serbische Demonstranten die zwei Zollstationen an der Grenze zu Serbien zerstört, nun werden sie wieder aufgebaut.
Massiv abgelehnt wird dieser Kompromiss von serbischen Nationalisten und albanischen Extremisten. Vor zwei Wochen kam es bereits zu einem ersten Anschlag auf die EU-Vertretung in Prishtina; verletzt wurde niemand, doch es bleibt abzuwarten, ob die albanische Führung diese Extremisten gemeinsam mit NATO und EU wirklich unter Kontrolle wird halten können.