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Bildungsschwerpunkt Kosovo und UNI-Reform

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Wiener Zeitung
Berichte Kosovo
Auf internationaler Ebene wird seit mehr als einem Jahr um den endgültigen Status des Kosovo gerungen. Die albanisch dominierte Provinz ging Serbien 1999 im NATO-Krieg verloren und wird seither von NATO und UNO verwaltet. Österreich spielt bei diesem Ringen keine große Rolle, wohl aber beim Aufbau eines modernen Bildungswesens. Mit etwa drei Millionen Euro finanziert Österreich ein Projekt, das binnen drei Jahren im Kosovo den Grundstein für ein modernes Universitätswesen legen soll. Dabei gilt es vor allem zwei große Probleme zu meistern. Das eine ist das Erbe der Ära von Slobodan Milosevic. Denn Serbien schloss alle albanischen Bildungsstätten und das albanische Bildungswesen im Untergrund war von westlichen Standards weit entfernt. Somit fehlen zehn Jahre und damit jüngere Professoren und Assistenten. Doch die Hälfte aller alten Professoren geht in den kommenden fünf Jahren in Pension. Hier hilft Österreich beim Aufbau eines neuen Mittelbaus. Die Zielgruppe sind Universitätsangehörige im Alter von 35 bis 45 Jahren. Sie sind sesshaft, haben Familie, und können den Kosovo nicht für zu lange verlassen. Daher arbeitet Prof. Johann Günther in Prishtina gemeinsam mit den Stellen im Kosovo spezielle Programm aus, damit diese Personen ihr Doktorat in Österreich machen können, nicht aber permanent in Österreich sein müssen.

Günther betreut im Auftrag des Wissenschaftsministeriums in Wien das „Projekt UNI-Reform“ im Kosovo. Zuvor war er zehn Jahre Vize-Rektor der Donau-Universität in Krems. Zu kämpfen hat Günther noch mit dem zweiten großen Bildungsproblem im Kosovo, der Demographie. 50 Prozent der zwei Millionen Einwohner sind jünger als 25 Jahre. Doch es gibt nur eine staatliche Universität, die eigentlich ein Vierfaches der Studenten aufnehmen müsste, als sie wirklich kann. Hinzu kommen derzeit noch 24 private Universitäten, die sich völlig unkontrolliert vermehren können, weil die Vergabe einer Lizenz durch das Wissenschaftsministerium ohne klare Regeln erfolgt. Daher soll eine Akkreditierungsagentur aufgebaut und auch international besetzt werden, um Ordnung ins Chaos zu bringen. Doch der Kampf gegen den Wildwuchs der privaten Unis wird nicht leicht werden. Etwa 30.000 Kosovaren studieren an der staatlichen Universität in Prishtina, 10.000 bis 15.000 an privaten Universitäten; für deren Betreiber ist das ein gutes Geschäft, weil Studenten bis zu 1.000 Euro pro Semester bezahlen müssen. Daher ist das Betreiben einer privaten Uni durchaus profitabel, doch der Absolvent hat kaum etwas davon, weil sein Diplom international nicht anerkannt wird.

Unterstützt wird von Österreich nicht nur der Ausbau der Lehre, sondern auch der Aufbau von Forschung. Außerdem vermittelt das WUS, das World University Service, in Prishtina Stipendien an begabte Studenten. Ziel all dieser Projekte ist es, den Kosovo lebensfähig zu machen, an EU-Standards heranzuführen und den Auswanderungsdruck zu verringern; doch es gibt nach Angaben von Wissenschaftsminister Johannes Hahn noch einen weiteren Effekt; denn es gehe auch um den „Aufbau von lebenslangen Freundschaften und Beziehungen, die sich in der Folge auch, wenn diese Personen in ihrer Gesellschaft eine tragende Rolle spielen letztlich auch Auswirkungen für die Beziehungen mit Österreich haben, und sich dann wirtschaftlich, kulturell, wissenschaftlich rechnen."

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