× Logo Mobil

Serbisch-Kosovarische Direktgespräche in Wien

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Kosovo
Vier Jahre nach dem Ende des Kosovo-Krieges ist die mehrheitlich von Albanern be-wohnte Provinz noch immer weit von jeder Normalität entfernt. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei fast 60 Prozent, die internationale UNO-Verwaltung und die Frie-denstruppe KFOR sind der wichtigste Arbeitgeber und von dem erstrebten multi-ehtnischen Charakter ist die Provinz meilenweit entfernt. So sind von den 180.000 vor vier Jahren geflohenen Serben erst 4100 zurückgekehrt. Ihr Schicksal und das der im Kosovo vermissten Serben ist eines der Themen bei den Verhandlungen zwischen Serben und Albanern. Die Stromversorgung des Kosovo ist ein weiteres Thema. Stromengpässe belasten Bevölkerung und Wirtschaft, doch die Serben liefern keinen Strom. Auch die Autonummern erkennt Serbien nicht an, die die UNO-Verwaltung herausgegeben hat und auch beim Telefonieren gibt es Probleme. Trotzdem herrschte bisher Funkstille zwischen Belgrad und Prishtina, die nun mit Wien durchbrochen werden soll, wo erstmals wieder miteinander geredet wird.

Geredet wird allerdings nicht über diese Probleme. Denn Wien bildet nur den Auftakt für Verhandlungen auf Expertenebene, die dann in Prishtina und Belgrad stattfinden werden. Nicht verhandelt wird auch über die Zukunft des Kosovo, über die soge-nannte Statusfrage. Das wollten die Albaner, doch der Westen und die Serben waren dazu nicht bereit. Gerade das Ausklammern der Statusfrage hat dazu geführt, dass viele Albaner den Gesprächen skeptisch gegenüber stehen. Diese Skepsis teilen auch viele albanische Politiker, die kommendes Jahr Parlamentswahlen zu schlagen haben. Präsident Ibrahim Rugova nahm die Einladung nach Wien daher auch erst nach be-trächtlichem westlichem Druck an. Rugova kommt gemeinsam mit Parlamentsprä-sident Daci nach Wien, während Regierungschef Bajram Redxepi auf eine Teilnahme verzichtete. Abgesagt hat auch der einzige Serbe in der kosovarischen Regierung, so dass nun die Kosovo-Serbien überhaupt nicht in führender Stellung in Wien vertreten sein werden.

Führend vertreten ist dagegen die internationale Gemeinschaft. Der Finne Hari Holkeri repräsentiert die UNO-Verwaltung des Kosovo, für EU und NATO sind Havier Solana, Chris Patten und George Robertson in Wien. Sie alle werden reden, sich aber kurz fassen müssen, denn die ganze Veranstaltung dauert nur drei Stunden. Grund dafür ist vor allem die innenpolitische Lagein Serbien. Die serbische Seite wird durch Ministerpräsident Zoran Zivkovic sowie durch den Präsidenten des Staaten-bundes Serbien-Montenegro Svetozar Marovic vertreten sein. Doch die Serben stehen unter beachtlichem politischen Druck, weil heute im Parlament in Belgrad über einen Misstrauensantrag gegen die Regierung abgestimmt wird. Deren Mehrheit im Parla-ment ist hauchdünn und ein Sturz daher nicht ausgeschlossen. Selbst wenn die serbi-sche Regierung überleben sollte, hat sie ebenso wie die kosovarische kommendes Jahr Parlamentswahlen zu überstehen. Vorwahlzeiten sind aber keine guten Zeiten für Kompromisse und daher ist ziemlich sicher, dass die Gespräche schwierig sein und lange dauern werden. Daher wird die Frage erst in einigen Monaten zu beantworten sein, ob sich die massive Präsenz der Prominenz auch in konkreten Ergebnissen niederschlagen werden, die das Leben der Kosovaren auch tatsächlich leichter machen.

Facebook Facebook