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Gespannte Ruhe im Norden

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J 18
Berichte Kosovo
Im Norden des Kosovo herrschte heute den ganzen Tag buchstäblich gespannte Ruhe. Die Straßen nach Serbien und in den Süden des Kosovo sind praktisch blockiert. Starke Einheiten der Friedenstruppe KFOR sichern die Grenzübergänge. Grund für die Spannungen ist die erstmals erfolgte Stationierung albanischer Polizisten und Zöllner an der Grenze zu Serbien. Über die Lage berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Im kompakt serbisch besiedelten Norden des Kosovo hatte die Regierung in Pristina bisher praktisch nichts zu sagen. Die Stationierung von albanischen Grenzpolizisten und Zöllnern ist somit der erste Schritt, in diesem Gebiet staatliche Autorität auszuüben. Das lehnen Serbien und die Kosovo-Serben ab, weil damit auch die letzten Hoffnungen auf eine Abspaltung schwinden. Lokale Serben errichteten Barrikaden im Norden der zwischen Serben und Albanern geteilten Stadt Kosovska Mitrovica sowie auf den Straßen zu den zwei Übergängen zu Serbien, so dass das Gebiet nur über eine kleine Nebenstraße erreichbar ist. Die beiden Grenzposten selbst haben starke Einheiten der Friedenstruppe KFOR abgeriegelt; präsent ist auch die EU-Polizeimission EULEX; sie soll dort erstmals formell unter albanischer Leitung die Polizei- und Warenkontrollen durchführen, sobald die Grenzen wieder offen sind. Wann das sein wird, ist unklar. Beide Posten können aus der Luft versorgt werden, daher dürfte die KFOR den längeren Atem haben. Bereits gestern warnte NATO-Generalsekretär Andres Fog Rasmusen, dass die KFOR reagieren werde, sollten Frieden und Sicherheit im Norden verletzt werden. Zur Ruhe und zum friedlichen Protest hat die Regierung in Belgrad die Kosovo-Serben aufgerufen. Die nationalistische Opposition wirft der Regierung vor, die Kosovo-Serben im Stich zu lassen. Abgesehen von diplomatischen Protesten hat Belgrad kaum Reaktionsmöglichkeiten, will es die weitere EU-Annäherung nicht gefährden. EU und NATO wollen den Kosovo jetzt offensichtlich befrieden – nicht zuletzt weil sie die dortigen Truppen in anderen Weltgegenden wohl dringender brauchen.

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