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Österreichische KFOR-Soldaten und die Straßenblockade

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Berichte Kosovo
Im Kosovo ringt die Friedenstruppe KFOR und die EU nach wie vor um eine Entspannung der Lage im serbischen Siedlungsgebiet im Norden. In der Nacht vereinbarte die KFOR mit den Unterhändlern aus Belgrad, dass die Friedenstruppe die beiden umstrittenen Grenzübergänge zu Serbien bis September überwachen soll. Im Gegenzug sollen die lokalen Serben die Straßenblockaden räumen. Durch diesen Kompromiss soll Zeit für eine stabilere Lösung gefunden werden. Doch die albanisch dominierte Regierung des Kosovo lehnt diesen Kompromiss ab; sie verlangt, die Kontrolle über die Grenzübergänge und auch über den Norden, in dem bislang serbisches Recht gilt. Den Einsatz österreichischer KFOR-Soldaten im Norden des Kosovo hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz begleitet, hier sein Bericht:

Zwei Radpanzer „Pandur“ des Bundesheeres auf Patrouillenfahrt im Nord-Kosovo. Der Weg führt von der zwischen Albanern und Serben geteilten Stadt Kosovska Mitrovica über eine gut asphaltierte Landstraße zur Straßensperre der Serben; sie blockiert die Weitefahrt zur Stadt Leposavic und zur Grenze zu Serbien. Nach den Unruhen zu Beginn der Vorwoche hat die Friedenstruppe KFOR den Grenzübergang übernommen, muss aber ihre Truppen dort wegen der mehrere hundert Meter tiefen Straßensperre aus der Luft versorgen. Die Blockade bietet den österreichischen Soldaten ein ungewöhnliches Bild; sie beginnt mit einem sieben Meter hohen Kreuz aus Metall, das die Serben in der Mitte der Straße einbetoniert haben; dahinter sitzen dann vorwiegend Serbinnen mittleren Alters auf Ziegelsteinen auf der Straße, ehe die eigentlichen Sperren aus Schotter und Holz beginnen. Die österreichischen KFOR-Soldaten haben den Auftrag, nur zu beobachten; die Serben betrachten die KFOR als pro-albanisch; doch das ist nicht das einzige Misstrauen hier, sagt Hauptmann Axel Wochinger, der einen der zwei Pandur-Radpanzer führt:

„Es gibt natürlich nach wie vor ein sehr offenes Misstrauen der serbischen Seite gegenüber der albanischen Seite und umgekehrt; und wir als KFOR haben hier die Aufgabe, vermittelnd einzugreifen, und irgendwelche Auseinandersetzungen zu verhindern.“

Wochinger dient bei der Militärpolizei; er ist bereits zum vierten Mal im Kosovo. Für seine Kameradin Doris Hergolitsch ist es dagegen der erste Einsatz. Hergolitsch ist seit Juni im Kosovo; sie ist Wachtmeister und dient ebenfalls bei der Militärpolizei; zum Verhältnis von Albanern und Serben sagt Hergolitsch:

„Mir kommt vor, dass es nicht sehr viele Berührungspunkte gibt; es gibt sie vereinzelt in Mitrovica, aber im Großen und Ganzen glaube ich, dass sich die beiden Völker nicht einig werden können.“

Hinzu kommen der massive soziale Druck gegen alle, die Kompromisse schließen wollen, und beträchtliche Vorurteile gegen das jeweils andere Volk. Daher ist die Lage auch im Norden so explosiv, und daher schickt die NATO auch weitere Truppen in den Kosovo, darunter 150 Österreicher. Bisher sind etwa 200 österreichische Soldaten im Norden im Einsatz; wo und wie erläutert Kontingentskommandant Oberst Andreas Stupka:

„Es sind an die 60 Soldaten an den Grenzen draußen, und zirka 60 als Überwachungskräfte hier; und der Rest sind eben Unterstützungskräfte vor Ort wie Sanitätsteams, Versorgungstrupps und so weiter.“

Dieser Einsatz wird noch lange dauern, selbst wenn die aktuelle Krise durch einen Kompromiss nun entschärft werden sollte. Denn hier, im kompakt serbisch besiedelten Norden kann sich die Bevölkerung einfach nicht vorstellen, zum albanisch dominierten Staat Kosovo zu gehören. Eine serbische Krankenschwester, die ebenfalls die Straße blockiert, bringt es auf den Punkt:

„Es kann nicht eine Seite alles bekommen, und der anderen bleibt nur die Frustration. Man kann auch nicht einfach ein Gebiet besetzen und sagen, von heute an heißt das anders, und uns interessiert das überhaupt nicht, dass ihr damit nicht einverstanden seid, ganz egal wie viele ihr seid. Ihr seid einfach ein Begleitschaden irgendeiner Weltpolitik.“

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