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Medicus-Prozess in Pristina

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Berichte Kosovo
Welche Rolle spielte und spielt der Kosovo beim weltweiten illegalen Handel mit menschlichen Organen? Diese Frage wird heute vor dem Bezirksgericht in Pristina in einem Prozess gegen sieben Kosovo-Albaner weiter untersucht. Gemeinsam mit zwei flüchtigen Mittätern sollen sie illegal Organe transplantiert haben. Einer der albanischen Ärzte wird auch im Zusammenhang mit illegalem Organhandel im Jahre 1999 genannt. Der Schweizer Abgeordnete zum Europarat, Dick Marty, hat im Dezember Ministerpräsidenten Hashim Thaci beschuldigt, zum Ende des Kosovo-Krieges im Jahre 1999, am illegalen Organhandel in Nord-Albanien beteiligt gewesen zu sein. Thaci wies diese Vorwürfe energisch zurück. Aus Pristina berichtet über den Prozess unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Der Fall Medicus begann Anfang November 2008 am Flughafen von Pristina. Dort kollapierte der damals 24-jährige Türke Yilman Altun als er auf seinen Flug nach Istanbul wartete. Die Polizei entdeckte an Altun eine frische Operationsnarbe; der Türke gab an, dass er erst zwei Tage zuvor in den Kosovo gekommen war und ihm in der Klinik Medicus am Stadtrand von Pristina eine Niere entfernt worden sei. Bei der Durchsuchung der Klinik fand die Polizei den damals 74. Jahre alten Israeli Bezalel Shifran, der nach einer Transplantation in postoperativer Behandlung war. Shifran gab an, für die Niere 180.000 Dollar bezahlt zu haben; dagegen hätte Yilman Altun als Spender einige Tausend Euro erhalten sollen, war aber um diesen Betrag betrogen worden. Der Prozess in Pristina wegen illegalen Organhandels wird nun sieben Albanern aus dem Kosovo gemacht, die an Transplantation beteiligt gewesen sein sollen. Der bekannteste ist der Urologe Lutfi Dervishi. Er soll mit einem flüchtigen Israeli und dem flüchtigen türkischen Arzt, Yusuf Ercin Sönmez, den illegalen Organhandel aufgezogen haben. Sönmez soll seit Jahren weltweit illegal Transplantationen durchführen. Die etwa 30 Spender stammen aus der Türkei, Moldawien und anderen armen Ländern. Empfänger waren vor allem Bürger aus Israel aber auch aus Deutschland und Polen.

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