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Von Minihof nach Prishtina

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Berichte Kosovo
Von Minihof nach Pristina – so lässt sich der bisherige Lebensweg des burgenländischen Kroaten Hubert Beidinger beschreiben. Beidinger arbeitet seit Oktober 2007 als Konsul an der österreichischen Botschaft in Prishtina, der Hauptstadt des Kosovo. 1953 in Minihof geboren, trat er 1972 als B-Beamter in den Dienst des Außenministeriums und war als Konsul weltweit für Österreich im Einsatz. In Prishtina hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz Hubert Beidinger begleitet und auch ein Bild über das Leben eines österreichischen Diplomaten im Kosovo gezeichnet.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Pristina

Inserts Hubert Beidinger, Österreichischer Konsul im Kosovo

Gesamtlänge: 6’03

Kamera: Safet Muhovic

Schnitt: Mica Vasiljevic

Im Februar 2008 erklärte der Kosovo mit Unterstützung von USA und EU aber gegen den Willen Serbiens seine Unabhängigkeit. Pristina mit seinen geschätzten 300.000 Einwohnern ist somit die jüngste Hauptstadt Europas. Hier lebt Hubert Beidinger, der auch die Bemühungen der albanischen Führung verfolgt, der ehemaligen Provinzstadt den Anstrich einer Hauptstadt zu geben.

Die zentrale Einkaufstraße ist nun Fußgängerzone; die Waren entsprechen der bescheidenen Kaufkraft, denn offiziell verdienen Albaner etwa 250 Euro im Monat …

„Vieles ist kopiert. Man sieht überall Armani und Trusadi, das sind keine Originale, sondern Kopien, die aus Asien kommen.“

In der Fußgängerzone stehen auch die drei Denkmäler, die das albanische Selbstverständnis symbolisieren. Dazu zählt der Nationalheld Skenderbeg; er kämpfte lange erfolgreich gegen die Türken und war der einzige, der die albanischen Stämme einen konnte …

Von allen Albanern verehrt wird auch Mutter Theresa, die Friedensnobelpreisträgerin, die 1913 in Skopje geboren wurde …

An den Widerstand gegen die serbische Herrschaft gemahnt das Denkmal eines gefallenen Kämpfers der Freischärlerbewegung UCK. Ähnliche Denkmäler finden sich überall im Kosovo, obwohl der Staat nur wenig Geld hat, um die triste Lage der Veteranen zu verbessern. Doch wie lebt nun die serbische Minderheit, die geblieben ist:

„Jetzt ist die Lage etwa besser, vor allem Serben aus den Enklaven kommen nach Prishtina und auch in den Restaurants hier, hört man oft die serbische Sprache.“

Hoch über der Stadt liegt die österreichische Botschaft; sie beherbergt auch die Vertretung der Wirtschaftskammer, denn Pristina ist nur ein kleiner, aber wichtiger Außenposten. Als Diplomaten tätig sind hier Walter-Maria Stojan als Botschafter und Hubert Beidinger als Konsul. Ebenfalls beschäftigt sind drei Albaner. Etwa 3.000 Visa werden pro Jahr ausgestellt, jeder dritte Antrag wird abgelehnt. Hinzu kommen Rechtshilfeersuchen, humanitäre Hilfsaktionen und die Unterstützung der österreichischen Wirtschaft:

„Die österreichischen Firmen investieren hier erstens in die Infrastruktur, zweitens in die Energie und drittens in die Lebensmittelindustrie.“

In und um Pristina wird viel gebaut; trotzdem ist die Infrastruktur nach wie vor schlecht. Zentrales Fortbewegungsmittel ist das Auto, einen nennenswerten öffentlichen Verkehr gibt es nicht. … Doch Hubert Beidinger hat Glück; seine Wohnung liegt nur wenige hundert Meter von der Botschaft entfernt. Der Konsul ist ohne Familie im Kosovo; seine Frau, eine Lehrerin, und seine beiden erwachsenen Kinder, sind in Wien geblieben. Denn der Kosovo bietet wenig, das westlichen Bedürfnissen entspricht:

„In Prishtina lebt es sich schwer; Probleme gibt es mit Strom, mit Wasser, und auch die Luft ist ein Problem, die sehr verschmutzt ist.“

Wohnungen wie diese kosten ab 1000 Euro Kaltmiete im Monat. Für viele Kosovaren sind Mieten und die Ausländer die zentrale Einnahmequelle:

„Die Ausländer die hier leben, Diplomaten und Internationale – ich würde sagen sie machen in Prishtina bis zu 60 Prozent der Wirtschaft aus.“

Internationale Organisationen sind der wichtigste Arbeitgeber im Kosovo; seine Wirtschaft ist erst im Aufbau, produziert wird wenig, die Arbeitslosigkeit ist hoch. So beschäftigt die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, etwa 800 lokale Mitarbeiter und zahlt höhere Gehälter als der Staat. Westliche Diplomaten helfen nicht nur beim Aufbau des Landes; von ihnen lebt die Gastronomie, die durchaus westliche Standards bietet:

Ein Mal im Monat treffen sich auch die Österreicher, die im Kosovo tätig sind. Firmenvertreter zählen ebenso dazu wie der Leiter der OSZE-Mission oder ein Richter, der im Auftrag der EU den Aufbau des Rechtsstaates unterstützt.

„Jeden Tag gehe ich ins Restaurant, wenig koche zu Hause, für eine Person ist das viel Aufwand“

Hubert Beidinger schätzt dieses Restaurant, weil die Speisekarte auch Schweinefleisch enthält. 90 Prozent der Albaner sind Moslems; trotzdem steigt das Angebot an Schweinefleisch, um dem westlichen Geschmack stärker zu entsprechen. Dennoch vermisst Beidinger die burgenländische Küche:

„Die Küche meines Ortes sind saure und süße Speisen, die uns zu Hause Mutter und Großmutter gekocht haben. Dabei denke ich an Mehlspeise.

Doch Pristina ist eben nicht Minihof und ein Mal pro Monat kommt Hubert Beidinger ja in die Heimat, wo er neben seiner Familie auch die burgenländische Küche genießen kann.

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