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Kosovo ein Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung

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Berichte Kosovo


Heute vor einem Jahr haben die Albaner die Unabhängigkeit des Kosovo ausgerufen. Gegen den Willen der Serben, Serbiens und Russlands wurde so mit westlicher Hilfe der jüngste Staat Europas geboren. Die USA und die Mehrheit der EU wollten mit der Unabhängigkeit die letzte territoriale Frage lösen, die seit dem Zerfall des alten Jugoslawien noch offen war. Das ist bestenfalls bedingt gelungen. Die Serben sind nach wie vor nicht zur Integration bereit, die soziale und wirtschaftliche Lage ist triste und nur 54 Staaten haben den Kosovo bisher anerkannt; dazu zählen nicht ein Mal alle Mitglieder der EU, die mit Ihrer Polizei- und Justizmission EULEX mit etwa 2000 Beamten im Kosovo präsent ist. Aus dem Kosovo berichtet Christian Wehrschütz:

In den albanisch dominierten Städten des Kosovo machen derzeit fliegende Händler gute Geschäfte. Sie verkaufen die traditionelle albanische Fahne und die Fahne des Kosovo; auf blauem Grund zeigt sie den in gelb gehaltenen Kosovo und darüber sechs weiße Sterne. Eine große Fahne kostet fünf Euro, eine kleine einen Euro. In der Hauptstadt Prishtina und auf Autos dominiert das blau-rote Fahnenmeer. Feiern wird den Jahrestag der Unabhängigkeit auch das kosovarische Parlament mit einer Festsitzung. Sprechen werden Staatspräsident Fatmir Sejdiju und Regierungschef Hashim Thaci. Zu Mittag werden dann die Albaner als Zeichen der Freude durch die Zentren der Städte marschieren; am Abend steht ein Feuerwerk auf dem Programm. Boykottiert werden die Feiern in den serbischen Enklaven und im kompakt serbisch besiedelten Norden. Im Norden planen die Serben eine Protestkundgebung, an der viele Parlamentsabgeordnete der nationalistischen Opposition aus Belgrad teilnehmen werden. In Serbien ist seit Mai eine prowestlichere Regierung im Amt; sie lehnt die Unabhängigkeit des Kosovo zwar ebenso ab, doch hat Belgrad immerhin der Stationierung der EU-Polizei- und Justizmission EULEX zugestimmt. Seit Dezember werden schrittweise EU-Polizisten und Zöllner auch im Norden eingesetzt. An der praktischen Teilung des Kosovo ändert das bisher nichts. Langfristig ist sie nur durch wirtschaftliche Erfolge und eine klare EU-Perspektive zu überwinden, Voraussetzungen die derzeit fehlen. Bleibt als positiver Umstand bestehen, dass es in diesem Jahr weder zu massiven Konflikten noch zu einer Massenauswanderung der Serben gekommen ist.

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