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Österreich hilft im Kosovo beim Aufbau der Landwirtschaft

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Berichte Kosovo
Der jüngste Staat Europas, der Kosovo, hat nicht nur mit den ungelösten Problemen mit Serbien und der serbischen Minderheit zu kämpfen. Die albanische Führung hat auch enorme Probleme zu bewältigen. Dazu zählt neben der schlechten Infrastruktur und der hohen Arbeitslosigkeit auch die unterentwickelte Landwirtschaft. Dieses Problem ist umso gravierender, weil 75 Prozent der knapp zwei Millionen Albaner noch immer mit der Landwirtschaft verbunden sind. Hinzu kommen teure Lebensmittelimporte. Beim Aufbau der Landwirtschaft hilft auch Österreich. 60 Milchkühe wurden geliefert, und 5.000 Portionen Rindersamen aus der Besamungsanstalt Gleisdorf. Doch auch Hilfe zur Selbsthilfe und Beratung der Bauern leisten Experten, die etwa als Soldaten der Friedenstruppe KFOR eingesetzt sind. Aus dem Kosovo berichtet Christian Wehrschütz

Die zentrale Aufgabe der 560 österreichischen Soldaten, die im Camp Casablanca bei Suva Reka im Süden des Kosovo stationiert sind, ist die Erhaltung von Frieden und Sicherheit. Diesem Ziel und dem Schutz der Truppe dient auch CIMIC, die zivilmilitärische Zusammenarbeit, die Hilfsprojekte abwickelt. Dazu zählt die Unterstützung der Landwirtschaft. In Gang gebracht hat sie CIMIC-Offizier, Major Christian Fiedler, dessen Familie in der Steiermark einen Hof besitzt. Auf seine Initiative kamen die 60 Milchkühe in den Kosovo. Den Bauer kostete die Kuh 750 Euro; 40 Betriebe wurden beteilt, und zwar nach strengen Kriterien, erläutert Christian Fiedler:

"Die Kriterien waren, dass auf dem Betrieb eine entsprechende Ausstattung mit Landmaschinen und Futtermitteln vorhanden sein musste. Der Betrieb musste mindestens zwei eigenen Kühe haben, damit die Familienversorgung für die Familie gewährleistet ist, und je nach Betriebssituation, vorhandenen Möglichkeiten im Stall und Futter wurden die Kühe zugeteilt."

Damit wurde die Basis für eine Molkerei gelegt, die CIMIC und Raiffeisen in Suva Reka errichteten. Die Molkerei Lakto Theranda ist die erste im Kosovo, die pasteurisierte Milch produziert. Der Genossenschaft gehören bereits 80 Bauern an, die damit eine Existenzgrundlage haben. Christian Fiedler:

"Bei einem Fettgehalt von vier Prozent Fett bekommt der Bauer 36 Cent pro Liter. Um das ein anschaulicher darzustellen: Eine Familie mit fünf guten Milchkühen, wo eine Kuh 20 Liter Milch pro Tag gibt, erwirtschaftet ein Familieneinkommen von 700 Euro."

Davon kann ein Bauer leben, wenn er genügend eigene Futtermittel hat. Verkauft wird die Milch vor allem in der Region Suva Reka. Ein Liter Lakto kostet 69 Cent und ist damit billiger als importierte Haltbarmilch, die ein Drittel des Gesamtverbrauchs ausmacht. Um die Eigenproduktion zu stärken, unterstützt Fiedler die Bauern bei der Betriebsführung; das betrifft etwa die Fütterung:

"Sie machen keinen Unterschied, ob es eine kleine Kuh, eine große Kuh, eine in der Hochleistung stehende Kuh oder eine trockengestellte Kuh ist. Dieses Basiswissen muss durch Überzeugungsarbeit, durch Beratung den Bauern erst bekanntgegeben werden."

Der Unterschied zu Österreich ist jedenfalls enorm; Christian Fiedler:

"Bei den steirischen Milchviehbetrieben ist davon auszugehen, dass die Milchkühe um das Halsband einen Computerchip tragen, und die Kühe über eine automatisierte Kraftfuttersteuerung gefüttert werden. Hier im Kosovo erfolgt die Fütterung händisch, traditionell mit Kraftfutter, darunter versteht man geschrotetes Korn oder Getreide oder Mais und Heu."

Fiedler will daher erreichen, dass in Suva Reka eine landwirtschaftliche Fachschule nach österreichischem Muster entsteht, um im Kosovo die Basisausbildung zu schaffen, die bisher fehlt.

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