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Serbien schafft Fakten im Kosovo

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Berichte Kosovo
Währen sich die EU im Kosovo auf die Übernahme ihrer Mission vorbereitet, versuchen die Kosovo-Serben unter Führung von Belgrad im Kosovo Fakten zu schaffen. Hunderte serbische Polizisten, die bisher in der Kosovo-Polizei unter Führung der UNO-Verwaltung arbeiteten, haben ihren Dienst quittiert. Sie sind nicht bereit, unter einer albanischen Führung weiter zu arbeiten. Doch auch im kompakt besiedelten Norden des Kosovo versucht Serbien weitere Kompetenzen an sich zu reißen, berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Gestern Vormittag stoppten Kosovo-Serben in der Gemeinde Zvecan im Norden einen Personenzug, der regelmäßig die Strecke vom Amselfeld bei Prishtina bis in den Norden befährt. Zwar konnte der Zug nach einer Stunde weiter fahren; doch zuvor verkündete der Vorsitzenden der serbischen Eisenbahnen den Kosovo-Serben die Rückkehr des 60 Kilometer langen Schienennetzes im Norden unter die Oberhoheit Belgrads. Nach inoffiziellen Angaben mussten dabei zehn anwesende KFOR-Soldaten tatenlos zusehen; abziehen konnten sie erst, nachdem auf ihrem Fahrzeug die serbische Fahne gehisst worden war. Nach albanischen Angaben haben die Eisenbahnen des Kosovo keine Kontrolle über den Norden, und in Prishtina werden Rufe lauter, der Kosovo müsse seine Grenzen schützen. Dazu sind bisher KFOR und UNO-Verwaltung entweder nicht fähig oder nicht willens; das zeigte bereits die Zerstörung von zwei Grenzübergängen im Norden unmittelbar nach der Erklärung der Unabhängigkeit. Für das koordinierte Vorgehen der Kosovo-Serben unter Führung Belgrads gibt es viele Anzeichen. So quittierten bereits mehrt als 150 serbische Polizisten ihren Dienst, und der Bischof des Kosovo verbat allen Geistlichen jeden Kontakt zu der albanischen Führung in Prishtina, zu Vertretern der EU-Mission und zu Angehörigen jener Nationen, die den Kosovo anerkannt haben. Ziel Serbiens ist es zu verhindern, dass aus dem Kosovo ein funktionierendes Staatswesen entsteht. Als Hebel dienen Belgrad die serbischen Enklaven und das kompakte Siedlungsgebiet im Norden. Schul- und Gesundheitswesen sind bereits serbisch und auch die Budgets der serbischen Kosovo-Gemeinden werden aus Belgrad finanziert. UNMIK, KFOR und EU behaupten zwar, die territoriale Integrität des Kosovo schützen zu wollen; diese Ankündigungen klingen bisher hohl, und die Realität vor Ort sieht derzeit eher anders aus. Neue Gewalttaten sind daher nicht auszuschließen. Denn die Regierung in Prishtina und schon gar nicht radikale Albaner werden wohl noch lange zuschauen, wie Serbien die Staatswerdung des Kosovo untergräbt, sollte die internationale Gemeinschaft im Kosovo nicht rasch ein entschlossenes Zeichen gegenüber Belgrad setzen.

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