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Der Kosovo nach und vor neuen Unruhen

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ZiB24
Berichte Kosovo
Im Kosovo kam es heute in der Stadt Kosovoska Mitrovic neuerlich zu Ausschreitungen. Im Norden der Stadt räumten die UNO-Polizei und die Friedenstruppe KFOR das Gerichtsgebäude, das serbische Demonstranten seit Tagen besetz hielten. Serben griffen daraufhin Polizei und Soldaten an. Zwei Serben wurden lebensgefährlich verletzt; schwer verletzt wurden auch fünf Polizisten. Mehr als 80 Demonstranten wurden leicht verletzt. Die UNO-Polizei wurde aus Kosovoska Mitrovica abgezogen, und die KFOR übernahm die Kontrolle über die Stadt. Die heutigen Zusammenstöße ereigneten sich an einem für die Kosovo-Serben besonders sensiblen Datum. Denn am 17. März 2004 brachen im Kosovo Unruhen aus. Albanische Extremisten zerstörten mehr als 30 Kirchen und steckten viele Häuser von Serben in Brand. Die Folgen dieser Ausschreitungen sind bis heute spürbar.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

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Wer kontrolliert den Norden des Kosovo – die Serben oder die UNO als Vertreter der internationalen Gemeinschaft? Geführt wird dieser Kampf um die Kontrolle der Institutionen, wie zum Beispiel um das Kreisgericht in Kosovska Mitrovica. Schließlich wurden die Besetzer verhaftet und die serbische Fahne eingerollt, doch auch die UNO zog sich aus dem Norden zurück, zu angespannt ist die Lage. Nur noch die KFOR ist präsent, um die Serben im Zaum zu halten. Zwei Grenzübergänge zu Serbien steckten sie bereits am Tag nach der Unabhängigkeitserklärung vor einem Monat in Brand. Serben-Führer fordern den totalen Boykott der EULEX, der EU-Mission, die die UNO auch im Norden des Kosovo ablösen soll. Doch vorläufig ist dieser Plan wohl eine Illusion. Im Norden leben die Serben in kompakten Siedlungsgebieten; von Belgrad finanziert sind sei auf UNO und EU und auf die Albanern nicht angewiesen. Das gilt nicht für Enklaven im Süden, wo die Mehrheit der 130.000 Serben lebt. Durch Besuche bei ihnen versucht Ministerpräsident Hashim Thaci Vertrauen aufzubauen. Doch der Schock des 17. März 2004 sitzt tief. Heute vor vier Jahren steckten albanische Extremisten Kirchen und Häuser in Brand und vertrieben Serben. Der Opfer gedenkt die Kirche jedes Jahr in Gracanica. Von Aussöhnung war auch heute nicht die Rede; auch die Nationalisten sind strikt dagegen, schließlich können sie bei der Parlamentswahl in Serbien im Mai von einer aufgeheizten Stimmung nur profitieren. Die heutigen Unruhen könnten daher nicht die letzten gewesen sein, sollte der Westen eine wilde Teilung des Kosovo tatsächlich verhindern wollen.

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