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Lage in der Serben-Enklave Strpce und Forderungen der Kosovo-Albaner

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Berichte Kosovo
In Brüssel hat die EU heute wieder um eine einheitliche Haltung in der Frage des Kosovo gerungen. Immer mehr zeichnet sich ab, dass es i Februar zur Unabhängigkeit der albanisch dominierten Provinz kommen könnte. Je näher diese Entscheidung rückt, desto verhärteter werden die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern vor Ort. Serbien will sich mit allen friedlichen Mitteln gegen den Verlust der Provinz wehren und Russland warnt vor den Folgen der Unabhängigkeit für andere Krisenregionen der Welt. Die Kosovo-Albaner wiederum fordern eine rasche Entscheidung. In Prishtina haben heute Tausende Studenten für die Unabhängigkeit demonstriert. Nicht an diese Möglichkeit glauben wollen die Kosovo-Serben, die vor allem in den Enklaven noch immer ein tristes Dasein fristen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

Insert1: 0’44 Radica Grbic, Gemeinde Strpce

Insert2: 1’08 Radica Grbic, Gemeinde Strpce

Insert3: 2’10 Radica Grbic, Gemeinde Strpce

Gesamtlänge: 2’45

Die Gemeinde Strpce im Grenzgeiet zu Mazedonien ist mit 10.000 Serben die größte Enklave des Kosovo. Der Kleinhandel prägt das Bild, die meisten Waren werden importiert, auch aus Serben. Die Landwirtschaft dient der Selbstversorgung; Serbien finanziert das Schul- und Gesundheitswesen, doch auch einige internationale Firmen gibt es hier. Vor dem Krieg profitierte Strpce vom Schigebiet Brezovica, doch die Hotels sind verfallen; die unsichere Gesamtlage und der Streit mit Serbien haben die Privatisierung des Tourismusbetriebes bisher verhindert. Wenn Gäste kommen, sind es meist Kosovo-Albaner, als Investoren sind sie aber nicht erwünscht:

"Wir befürchten, dass ein albanischer Arbeitgeber auch albanische Mitarbeiter mitbringt und dann, sobald die gesetzliche Schutzfrist für unsere Arbeiter abgelaufen ist, diese Serben entlässt. Das würde dann die Absiedlung aus dieser Gemeinde weiter fördern."

Zu Strpce gehören auch vier albanische Dörfer; doch beide Volksgruppen leben getrennt nebeneinander her:

"In der Gemeinde gibt es einen Tag der Jugend, und es gab einige Versuche, diesen Tag gemeinsam zu feiern. Doch es gab keine Fortschritte oder Annäherung; denn die serbischen Jugendlichen sprechen eine Sprache, die Albaner eine andere, und daher fehlt eine grundlegende Basis für die Kommunikation."

So lernen die serbischen Kinder in der Schule zwar englisch aber nicht albanisch, und auch die Albaner lernen nicht mehr serbisch. Völlig unterschiedlich sind auch die Lehrpläne. Die serbische Schule hat oft keinen Strom; Grund dafür ist der Streit um jahrelang, offene Stromrechnungen mit dem albanischen Stromversorger. Doch ob diese Kinder je im Kosovo arbeiten werden ist fraglich, nicht nur weil die Jugendarbeitslosigkeit hoch ist. Zwar ist die Sicherheitslage besser und die Friedenstruppe KFOR ist nicht mehr so stark präsent wie früher; doch in einem unabhängigen Kosovo sieht kaum ein Serbe seine Zukunft:

„Die Erfahrung zeigt, dass die Albaner derzeit einen friedlichen Anschein erwecken, um ihre Ziele zu erreichen, doch nach einigen Jahren, wenn die internationale Gemeinschaft abgezogen ist, würden die Albaner die Serben marginalisieren und so zum Verlassen ihrer Heimat zwingen.“

Zwingen wollen die Albaner die internationale Gemeinschaft zu einer raschen Anerkennung der Unabhängigkeit. Dafür haben in Prishtina heute Tausende Studenten demonstriert. Weit weniger aktiv waren die Albaner bisher, wenn es um eine Aussöhnung mit der serbischen Minderheit ging.

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