Interview mit SRSG Joachim Rücker im Kosovo
Fernsehen
ZiB2
Berichte Kosovo
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo
Insert: Joachim Rücker, Chef der UNO-Verwaltung des Kosovo
Gesamtlänge: 2’49
Die Unruhen im März 2004 waren die dunkelste Stunde der UNO im Kosovo. Die völlig überforderte Führung der UNMIK musste praktisch zusehen, wie extremistische Albaner orthodoxe Kirchen und serbische Häuser in Brand steckten. Auch die Friedenstruppe KFOR war in vielen Teilen der Provinz nicht Herr der Lage, während es den österreichischen Soldaten gelang, Übergriffe zu verhindern. Doch seit damals habe sich die Lage drastisch geändert, betont jedenfalls die UNMIK:
„Die Regierung und im weiteren Sinne natürlich alle, die im Kosovo Verantwortung tragen, haben nicht nur den Schutz der Minderheiten, sondern auch die Integration der Minderheiten im Programm und tun auch alles, um dies zu ermöglichen. Das ist heute eine ganz andere Situation als noch im März 2004.“
Tatsächlich versucht der kosovarische Ministerpräsident Agim Ceku, etwa durch die Eröffnung multiethnischer Schulen, Vertrauen bei den Serben aufzubauen. Doch eine
gemeinsame Zukunft wird vor allem in der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica im Norden von den Serben strikt abgelehnt. Sie könnten eine Abspaltung versuchen, sollte es zur Unabhängigkeit kommen. Würde die Internationale Gemeinschaft eine Teilung des Kosovo tatsächlich verhindern:
„Auf jeden Fall, das ist die Aufgabe von KFOR und UNMIK, und es ist ja auch die Vorgabe der Kontaktgruppe und aller, die für Kosovo Verantwortung tragen, dass diese territoriale Integrität des Kosovo unangetastet bleibt.“
Nicht unantastbar ist jedenfalls die UNMIK. Bereits die Unruhen vor drei Jahren, richteten sich auch gegen die UNO-Verwaltung; und erst vor wenigen Monaten kam es wieder zu gewaltsamen Protesten; vor allem albanische Extremisten werden zunehmend ungeduldig, weil die ersehnte Unabhängigkeit noch auf sich warten lässt:
„Wenn Hoffnungen enttäuscht werden, berechtigte Hoffnungen enttäuscht werden, ist es in der Tat schwierig, die Ränder der Gesellschaft zu kontrollieren; ich glaube, dass ist in allen Gesellschaften dieser Welt so, und darauf haben wir hingewiesen. Wenn es zu nachhaltigen Verzögerungen im Status-Prozess kommen sollte, wenn das Momentum verloren würde, dann wäre es schwer, die Ränder der Gesellschaft zu kontrollieren.“
Hinzu kommen die noch immer driste Wirtschaftslage, die hohe Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt die Stromengpässe; sie sind auch nach Investitionen von hunderten Millionen Euro noch nicht beseitigt. Trotzdem zieht die UNMIK eine positive Bilanz ihrer Mission:
„Ich denke, dass es UNMIK zusammen mit den Partnern in den Provisorischen Institutionen der Selbstverwaltung gelungen ist, eine gute Grundlage für eine funktionierende Demokratie, für einen Rechtsstaat und für eine funktionierende Marktwirtschaft zu schaffen. Ich glaube, das kann man heute schon sagen.“