Reportage aus Zepa
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Berichte Bosnien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien und Herzegowina
Insert1: Adil, letzter Schüler in Zepa
Insert2: Elma Omanovic, Bewohnerin von Zepa und Mutter
Insert3: Elma Omanovic, Bewohnerin von Zepa und Mutter
Insert4: Nesim Cocalic, Gemeindevorsteher von Zepa
Gesamtlänge: 2‘52
Zepa liegt ganz im Osten Bosniens. Das Gebiet ist waldreich, trotzdem gibt es keine nennenswerte Holzverarbeitung. Mangelware sind auch daher Arbeitsplätze, und die Abwanderung ist enorm. Die Grundschule von Zepa zählt nur mehr einen Schüler. Den zehnjährigen Adil unterrichtet die Lehrerin Vanja; sie kommt täglich aus der 50 Kilometer entfernten Stadt Rogatica mit dem Auto, hält drei Stunden Unterricht und fährt wieder zurück. Interview durfte sie keines geben. Adil wohnt etwa 15 Gehminuten entfernt in diesem Haus. Ist es nicht langweilig ohne Klassenkameraden?
13'2 - Alleinsein ein Problem - 22'9
"Mir gefällt das, ich spiele allein, niemand streitet mit mir."
Die 13-jährige Schwester geht in Sarajewo zur Schule, der Vater ist im Wald, um Brennholz für den Winter zu schneiden. Im Haus wohnt noch Adils jüngerer Bruder Admir. Den Haushalt führt die 32-jährige Elma, die Mutter der Kinder; unterstützt wird sie von ihrer Schwiegermutter. Die Familie lebt von der Landwirtschaft:
1'35'5 - Selbstversorger - 1'57'5
"Wir haben eine Kuh und halten 50 Schafe; deren Fleisch verkaufen wir im Sommer. Die Erträge heben wir für den Winter auf, damit wir bis zum Frühling überleben. Mein Mann ist arbeitslos gemeldet, meine Schwiegermutter hat keine Pension, wir leben von Zuschüssen."
Adil soll in Zepa die Grundschule abschließen, Admir noch die Vorschule besuchen, dann aber will die Familie nach Sarajewo ziehen:
4'54'3 - Mutter geht auch - 4'42'3
"Ich kann nicht hierbleiben, weil mein Kind zu klein ist. In ein Internat will ich ihn nicht geben und auch sonst niemandem. Auch mein Mann geht mit, nur meine Schwiegermutter bleibt. In Sarajewo werden wir Arbeit suchen."
Bessere Zeiten erlebt hat hier noch der Gemeindevorsteher von Zepa. Nesim Cocalic führt mich durch seinen Ort, in dem eins bis zu sechstausend Familien lebten, nun sind es nur mehr 150, die in Zepa und den umliegenden Dörfern zu Haus sind. Was könnte die Abwanderung stoppen?
2'47'5 - Fabrik für Pellets - 3'23'5
"Es wäre gut für uns, würde hier eine Fabrik für Pellets eröffnet werden; Holz gibt es genug; viele Wälder sind in Privatbesitz; auch die größere Gemeinde Rogatica und der serbische Teilstaat haben viel Wald."
Als Nesim Cocalic hier zur Schule ging hatte er 850 Mitschüler. Nun steht die Schule vor der Schließung – auch, weil in Bosnien und Herzegowina Politiker aller drei Volksgruppen immer wieder nationalistische Vorurteile schüren, statt Probleme zu lösen und ihr Land zu entwickeln.