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Die Krise in Bosnien und die Hintergründe

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Berichte Bosnien

In Bosnien und Herzegowina herrscht seit fünf Monaten eine tiefe politische Krise. Ausgelöst hat sie der damalige hohe Repräsentant der UNO, Valentin Inzko. Er stellte zum Abschied die Leugnung von Völkermord unter Strafe. Seit damals proben die bosnischen Serben unter Milorad Dodik den Aufstand, der zu keinem Interview bereit war. Sie blockieren alle politischen Institutionen und drohen nun damit alle gesamtstaatlichen Institutionen und Gesetze auf ihren Teilstaat zu übertragen, die seit dem Friedensvertrag von Dayton vor mehr als 25 Jahren geschaffen wurden. Dieser Vertrag regelte auch höchst kompliziert das Zusammenleben von Bosniaken, Serben und Kroaten, die in zwei Teilstaaten leben, der Bosnisch-Kroatischen Föderation und der Republika Srpska, die seit mehr als 10 Jahren von Milorad Dodik geführt wird.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien und Herzegowina

Insert1: Ivana Maric, Politologin in Sarajewo

Insert2: Bakir Izetbegovic, ehemaliges Mitglied im bosnischen Staatspräsidium

Insert3: Alexander Vucic, Serbischer Präsident

Gesamtlänge: 2‘42

In Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska wurde vor mehr als drei Jahren der damals 21-jährige David Dragicevic ermordet. Polizei und Justiz versuchten den Mord als Selbstmord darzustellen. Sein Vater Davor protestierte dagegen monatelang im Stadtzentrum auch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Schließlich beseitigten die Behörden das Denkmal und der Fall ist bis heute ungeklärt. Korruption nicht nur bei Polizei und Justiz zählen ebenso zum negativen Alltag im Land wie soziale Probleme und die Auswanderung ganzer Familien. Im Oktober wird gewählt, und da spielen Milorad Dodik und andere Politiker immer wieder die nationalistische Karte:

Ivana Maric

2'18 - Verfassung und Spannungen, - 2'46

"Milorad Dodik braucht jetzt ein Thema, damit die Menschen die Proteste in Banja Luka vergessen, die gezeigt haben, dass sie von Dodik und seiner Partei genug haben, dass es viele Affären gab. Dodik brauch jetzt einen Nebenvorhang, um zu überdecken, dass er in Wirklichkeit nichts tut, um die Republika Srpska und Bosnien und Herzegowina zu entwickeln."

Dieser Feststellung trifft auch auf viele Politiker in Sarajewo und im ganzen Land zu, die den Nationalismus ebenfalls zur Homogenisierung ihrer Wählerschaft nutzen. Trotzdem ist im Alltagsleben von ethnischen Spannungen kaum etwas zu bemerken:

Bakir Izetbegovic

49'3 - Beziehungen zwischen der Bevölkerung gut - 2'00'4

"Man kann sagen, dass diese Beziehungen sehr gut sind, berücksichtigt man, was für einen Krieg wir in Bosnien vor einigen Jahrzehnten gehabt haben. Kein Kroate, kein Bosniake und kein Serbe hat Probleme, irgendeinen Landesteil zu besuchen."

Kein Interesse an einer Eskalation in Bosnien haben die Nachbarstaaten. Das gilt auch für Serbien, das viele bosnische Serben als Schutzmacht und zweite Heimat ansehen:

Alexander Vucic

5'40'6 - Zu Bosnien - 6'28'9 - 8'56'5 - Keine Probleme - 9'08

„Serbien achtet den Friedensvertrag von Dayton, die Integrität von Bosnien und Herzegowina, die niemals in Frage gestellt wurde. Aber gleichzeitig achten wir auch die Integrität der Republika Srpska im Rahmen des Staates Niemand braucht Probleme in Bosnien und Herzegowina, am wenigsten Serbien, das in der Region wirtschaftlich am schnellsten wächst."

In Bosnien und Herzegowina besteht derzeit sicher nicht die Gefahr eines Krieges. Doch allein die politischen Spannungen und die Blockade aller Institutionen, die Milorad Dodik verordnet hat, schaden dem Land, das am Balkan zu den Schlusslichtern auf dem Weg Richtung EU zählt.

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