Lebenslang für Radovan Karadzic in Den Haag
Das Tribunal für das ehemalige Jugoslawien hat das endgültige Urteil gegen den früheren Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, gesprochen. Karadjic wurde heute in zweiter Instanz zu lebenslänglicher Haft wegen Kriegsverbrechen in Bosnien verurteilt. Aus Belgrad Christian Wehrschütz
Im März 2016 hatte ein Gericht erster Instanz des Haager Tribunals Radovan Karadzic zu 40 Jahren Haft verurteilt und in 10 von 11 Anklagepunkten für schuldig befunden. Gegen dieses Urteil beriefen sowohl Karadzic als auch die Anklagebehörde. In der heutigen Berufungs-verhandlung in Den Haag bestätigte die zweite Instanz das Urteil der ersten Instanz, erhöhte aber das Strafausmaß auf eine lebenslängliche Haftstrafe. Der vorsitzende Richter Vagn Prusse Joensen begründete diesen Beschluss auch mit anderen Urteilen des Haager Tribunals:
„Vier andere Angeklagte wurden jeweils zu lebenslänglich verurteilt, obwohl sie nur in einem von vier gemeinsamen verbrecherischen Unternehmungen in dieser Strafsache teilgenommen haben. Hinzu kommt, dass diese Vier Radovan Karadzic unterstellt waren. Das zeigt, dass die Haftstrafe für Karadzic von 40 Jahren unangemessen war.“
Karadzic wurde des Völkermordes für schuldig befunden; außerdem hat er Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das humanitäre Völkerrecht zu verantworten. Dazu zählen das Massaker an etwa 8.000 Bosniaken in Srebrenica und der jahrelange Terror gegen die Zivilbevölkerung in Sarajewo. Die Erhöhung des Strafrahmens hat vor allem symbolische Bedeutung. Karadzic ist bereits 73 Jahre alt, ein Lebensabend in Freiheit wäre im wohl auch bei 40 Jahren Haft kaum mehr vergönnt gewesen.