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Der Fall David Dragicevic

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Das Schlimmste, was es für Eltern gibt, ist es wohl, ihren Kindern ins Grab nachschauen zu müssen. Dieses Schicksal traf die Familie von Damir Dragicevic Mitte März dieses Jahres. Ihr 21-jähriger Sohn David war sechs Tage verschwunden ehe seine Leiche an der Mündung eines Flusses in Banja Luka gefunden wurde. Polizei und staatliche Medien präsentierten den Fall als den Tod eines Drogensüchtigen, der nach einem Einbruch Selbstmord beging. Daraufhin gingen die Eltern und viele Bürger auf die Barrikaden und die Proteste dauern auch noch fast vier Monate nach Davids Tod an. Auf Facebook bildete sich eine Gruppe, die bereits mehr als 320.000 Mitglieder zählt und „Gerechtigkeit für David“ fordert, die es bis heute allerdings nicht gibt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Banja Luka

Insert1: Davor Dragicevic, Davids Vater

Insert2: Davor Dragicevic, Davids Mutter Vater

Insert3: Davor Dragicevic, Davids Mutter Vater

Insert4: Borislav Borenovic, Vorsitzender des U-Ausschusses in Banja Luka

Insert5: Susanna Radanovic, Davids Mutter (trg)

Gesamtlänge: 3’25

Diese kleine Gedenkstätte im Stadtzentrum von Banja Luka mahnt die Bürger, das Schicksal von David Dragicevic nicht zu vergessen. Der Tod des 21-jährigen ist auch vier Monate später noch nicht aufgeklärt. Sein Vater hält seit mehr als 100 Tagen hier Wache, um Polizei und Staatsanwaltschaft zu zwingen, Licht ins Dunkel des Todes seines Sohnes zu bringen:

"Die staatlichen Institutionen funktionieren nicht; sie legen das Gesetz so aus wie es ihnen passt. Für einfache Bürger gilt das Gesetz nicht."

Wie lange wollen Sie hier im Zentrum ausharren?

"Wenn nötig, bleibe ich hier auch bis an mein Lebensende, solange meinem Sohn nicht Wahrheit und Gerechtigkeit widerfahren sind."

David Dragicevic verschwand in den frühen Morgenstunden des 18. März. Nach Darstellung von Polizei und Justiz soll er in dieses Haus eingebrochen sein - nach einer Schlägerei und unter Drogeneinfluss. Als Beleg wurde das Video einer Überwachungskamera präsentiert, auf dem eine Person nur von hinten zu sehen ist. Wenig später soll David von dieser Brücke in den seichten Kanal gestürzt oder gesprungen sein. David wog etwa 70 Kilogramm und war bekleidet. Selbst wenn im März der Wasserstand höher war, stellt sich die Frage, wie der Körper zur Fundstelle kam. Sie liegt etwa 1,5 Kilometer von der Brücke entfernt an der Mündung des Kanals in den Fluss Vrbas. Hier wurde David offiziell sechs Tage nach seinem Verschwinden gefunden:

"Das ist unmöglich, vor allem auch dass der Körper sechs Tage unterwegs ist. Zweitens gibt es im Kanal viele Hindernisse und viele Ratten. Da wäre er wohl auch gebissen worden. Als ich meinen Sohn am 25. März in der Gerichtsmedizin identifizierte roch nichts an David und seinem Gewandt nach einer Kanalisation. Doch ich sah an seinen Wunden, dass er brutal ermordet worden war."

Tatsächlich weist der Körper viele Verletzungen und Hämatome auf; woher sie stammen ist ebenso ungeklärt wie der genaue Todeszeitpunkt. Ein vom Parlament auf Druck der Öffentlichkeit eingesetzter Untersuchungsausschuss bestätigte die Zweifel an der offiziellen Version:

"Die Bürger sind berechtigterweise besorgt und verlieren das Vertrauen in Institutionen, die nicht fähig sind, ernste Angelegenheiten zu lösen. Zweitens kamen wir zum Schluss, dass es ernsthafte Anzeichen dafür gibt, dass David Dragicevic ermordet wurde. Drittens, dass Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichtsmedizin viele Versäumnisse und Regelverstöße begangen haben und vor allem dass die Polizei dafür zur Verantwortung gezogen werden muss. Es zeigte sich, dass es keinen einzigen klaren Beweis dafür gibt, dass David Dragicevic Drogen genommen hat oder in dem Haus war, bei dem er angeblich das letzte Mal von hinten gefilmt worden ist."

Am Samstag demonstrierten neuerlich viele Bewohner von Banja Luka gegen Polizei, Justiz und die staatlichen Medien des serbischen Teilstaates, die von Beginn an sehr einseitig berichteten:

"Danke, dass ihr uns helft, dass mein Sohn nicht in Erinnerung bleibt als Gauner, Drogensüchtiger und Selbstmörder, dass die Kinder meiner Tochter eines Tages nicht diese Redereien hören. Als Mutter, kenne ich mein Kind, und ich weiß, dass er das nicht war; das genügt mir an sich, aber bringen wir jene anderen zum Schweigen."

Die politische Führung des serbischen Teilstaates mauert nicht nur, sondern stellt Davids Eltern und die Proteste als vom Ausland finanziert dar, um die politische Lage zu destabilisieren. Im Oktober finden Wahlen statt, und der Fall David Dragicevic könnte das Stimmverhalten der Bürger beeinflussen. Sein Vater hatte bisher keine Kraft, an das Grab seines Sohnes zu kommen. Die Staatsanwaltschaft war zu keiner Stellungnahme bereit, hält aber nun eine Ermordung Davids für möglich.

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