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Geringer Arabischer Einfluss in Bosnien

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Berichte Bosnien

Bosnien und Herzegowina ist das einzige Land Europas mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit; auch daher steht das Land natürlich seit der Zunahme des islamischen Fundamentalismus unter Beobachter; aus Bosnien kämpften 200 Freiwillige in Syrien, 40 fielen, 40 wurden bei der Rückkehr verhaftet und 120 stehen unter Beobachtung. Trotzdem sind Befürchtungen über einen massiv wachsenden Einfluss arabischer Staaten in Bosnien stark übertrieben. In engen Grenze halten sich auch arabische Investitionen; sie nehmen seit zwei, drei Jahren zwar zu, doch insgesamt entfallen nur sechs Prozent aller ausländischen Investoren auf arabische Staaten. Klar führen nach wie vor Österreich und Staaten aus dem ehemaligen Jugoslawien; der Rolle arabischer Staaten nachgegangen ist unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz; hier sein Bericht:

Arabisch-Unterricht in der größten Grundschule im Zentrum von Sarajewo; zwei Wochenstunden haben die Kinder ab der fünften Klasse; Arabisch ist aber nicht besonders populär; nur fünf Prozent der 470 Kinder lernen diese Sprache. Erste Fremdsprache ist Englisch; unter den Zweitsprachen dominiert Deutsch mit einem Anteil von 85 Prozent, gefolgt von Türkisch mit 12 Prozent, das aber zulasten von Deutsch leicht zunimmt; mit der Türkei gebe es nun auch einen Schüleraustausch, erläutert die Direktorin der Schule, Aida Omersoftic:

„Wiederholt habe ich das Goethe-Institut um Hilfe gebeten, damit es zu einem Schüleraustausch mit deutschsprachigen Ländern kommt, aber erfolglos. Mit österreichischen Schülern konnten unsere via Email kommunizieren. Mit der arabischen Welt gibt es keinen Austausch.“

Überschaubar sind bisher Investitionen aus arabischen Ländern, wobei die Golf-Staaten dominieren. Immobilien und Tourismus sind die zentralen Sektoren arabischer Investitionen; sie nehmen zu, sind auch im serbischen Teilstaat willkommen, sind aber bisher kein Faktor für politischen Einfluss; gering ist auch die Zahl der Araber, die ständig in Bosnien lebt; der tatsächliche Einfluss arabischer Staaten werde stark übertrieben, betont in Sarajewo die Politologin Ivana Maric:

„Kaum kommen einige arabische Touristen wird die Gefahr des Terrorismus heraufbeschworen. Für diese Angst gibt es keine reale Grundlage. Ich glaube, dass diese Gefahr in den Ländern größer ist, die viele Migranten aufnehmen; das haben Terroranschläge gezeigt. Auch die Zahl der arabischen Investoren ist gering.“

Einfluss zu gewinnen versuchen in Bosnien vor allem arabische humanitäre Organisationen mit religiösem Hintergrund. Sie vergeben Stipendien; gefördert wird auch das Erlernen der arabischen Sprache; das Stadtbild von Sarajewo ist jedenfalls westlich geprägt; in Sarajewo war gestern auch Außenministerin Karin Kneissl; sie spricht fließend hocharabisch; zur Rolle des Islam in Bosnien sagt Kneissl:

„Dann haben wir jetzt einen von der Türkei, Katar von Saudi-Arabien über die Imame, über diverse Stipendien vor allem und Wohltätigkeitsorganisationen eingeführten Islam; ich glaube da herrscht auch zwischen den Geldgebern eine gewisse Konkurrenz; da wird sich erweisen, in welcher Form die muslimische Gesellschaft, die hier eine gewachsene ist, damit umgeht.“

Die beste Garantie für eine dauerhafte Westorientierung Bosniens sind eine klare EU-Perspektive und ein Rechtsstaat; beide Voraussetzungen sind bisher aber leider nicht wirklich gegeben.

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