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Geringer Arabischer Einfluss in Bosnien

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Berichte Bosnien

Bosnien und Herzegowina ist das einzige Land Europas mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit; auch daher steht das Land natürlich seit der Zunahme des islamischen Fundamentalismus unter Beobachter; aus Bosnien kämpften 200 Freiwillige in Syrien, 40 fielen, 40 wurden bei der Rückkehr verhaftet und 120 stehen unter Beobachtung. Trotzdem sind Befürchtungen über einen massiv wachsenden Einfluss arabischer Staaten in Bosnien stark übertrieben. In engen Grenze halten sich auch arabische Investitionen; sie nehmen seit zwei, drei Jahren zwar zu, doch insgesamt entfallen nur sechs Prozent aller ausländischen Investoren auf arabische Staaten. Klar führen nach wie vor Österreich und Staaten aus dem ehemaligen Jugoslawien:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien und Herzegowina

Insert1: Atef Saddik, GULF Real Estate

Insert2: Ivana Maric, Politologin in Sarajewo

Insert3: Aida Omersoftic, Schuldirektorin in Sarajewo

Insert4: Karin Kneissl, Österreichische Außenministerin

Gesamtlänge: 2’45

Diese Ferienanlage in Osenik, 20 Kilometer von Sarajewo, öffnete im Oktober 2015 ihre Pforten; 50 Millionen Euro wollte eine Firma aus Kuweit investieren, 2000 Gäste sollten beherbergt werden. Im vorigen Sommer waren es gerade 200; hinzu kommt dass die hochfliegenden Pläne des Investors in der bosnischen Realität nur langsam umsetzbar sind; bisher sollen nun 15 Millionen investiert worden sein, doch mit zwei, drei Monaten im Sommer ist die Saison viel zu kurz, damit sich die Anlage derzeit rechnen kann:


„Wir wollen erreichen, dass Touristen auch im Winter kommen. Dazu wollen wir auch die Berge herum erschließen. Außerdem wollen wir hier eine Klinik errichten, ein Schwimmbad und ein Fitnesszentrum sind schon im Bau.“

Immobilien und Tourismus sind bisher die zentralen Sektoren arabischer Investitionen; sie nehmen zu, sind auch im serbischen Teilstaat willkommen, sind aber bisher kein Faktor für politischen Einfluss; gering ist auch die Zahl der Araber, die ständig in Bosnien lebt; der tatsächliche Einfluss arabischer Staaten wird daher stark übertrieben:

„Kaum kommen einige arabische Touristen wird die Gefahr des Terrorismus heraufbeschworen, dafür gibt es keine reale Grundlage. Ich glaube, dass diese Gefahr in den Ländern größer ist, die viele Migranten aufnehmen; das haben Terroranschläge gezeigt.“

Überschaubar ist auch die Zahl der Kinder, die im Kanton Sarajewo arabisch lernt; in dieser Grundschule sind es fünf Prozent der 470 Kinder. Erste Fremdsprache ist Englisch; unter den Zweitsprachen dominiert Deutsch mit einem Anteil von 85 Prozent, gefolgt von Türkisch mit 12 Prozent, das aber zulasten von Deutsch leicht zunimmt; das könnte nicht nur mit der stärkeren Rolle der Türkei auf dem Balkan zu tun haben:

„Wiederholt habe ich das Goethe-Institut um Hilfe gebeten, damit es zu einem Schüleraustausch mit deutschsprachigen Ländern kommt, aber erfolglos. Doch in jüngster Zeit haben wir eine Zusammenarbeit mit einer türkischen Schule.“

Weit besser arabisch als viele Muslime des Balkan spricht die österreichische Außenministerin Karin Kneissl, die heute in Sarajewo war. Welche Rolle werden der Islam und islamische Staaten in Zukunft am Balkan spielen?

„Dann haben wir jetzt einen von der Türkei, Katar von Saudi-Arabien über die Imame, über diverse Stipendien vor allem und Wohltätigkeitsorganisationen eingeführten Islam; da wird sich erweisen, in welcher Form die muslimische Gesellschaft, die hier eine gewachsene ist, damit umgeht.“

Die beste Garantie für eine dauerhafte Westorientierung Bosniens sind eine klare EU-Perspektive und ein Rechtsstaat; beide Voraussetzungen sind bisher aber leider nicht wirklich gegeben.

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