Srebrenica und das bevorstehende Urteil gegen Karadzic
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Berichte Bosnien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Srebrenica
Insert1: Ramiz Nukic
Insert2: Camil Durakovic, Bürgermeister von Srebrenica
Gesamtlänge: 2’43
Spurensuche, 20 Jahre nach dem Massaker, 30 Kilometer entfernt von Srebrenica. Der Bauer Ramiz Nukic und Sadik Selimovic von der Organisation bosnischer Gefangener in serbischen Lagern, suchen bis heute nach sterblichen Überresten. Über Wälder und Hügel versuchten viele Bosniaken damals zu fliehen und sich in die Stadt Tuzla durchzuschlagen. Immer wieder wurden sie von serbischer Artillerie beschossen aber auch zu Fuß verfolgt. Mehr als 250 sterbliche Überreste fand Ramiz bereits; den bisher jüngsten Fund machte er gestern:
"Als ich im Jahre 2000 zurückkehrte, begann ich Vater und Bruder zu suchen. Seit damals suche ich und solange ich lebe werde ich suchen, damit kein Knochen im Wald zurückbleibt."
Die Überreste seines Bruders, Vaters und Onkels wurden zwischen 2013 und 2015 in Massengräbern entdeckt. In der Gedenkstätte Potocari, 10 Kilometer außerhalb des Zentrums von Srebrenica, finden die Opfer des Massakers und der umliegender Gemeinden ihre letzte Ruhestätte. Nur wenige hundert Meter entfernt arbeitet seit 2012 dieser Autozulieferbetrieb. Er ist ein Hoffnungsträger für Srebrenica. Gefertigt werden Griffe und Lederbezüge für Handbremsen; 180 Menschen verdienen zwischen 300 und 400 Euro netto; das reicht hier, um Familien zu ernähren. Die Landwirtschaft, vor allem der Anbau von Himbeeren, ist ein weiterer Hoffnungsträger. Dieser Rückkehrer-Familie half die Salzburger Organisation „Bauern helfen Bauern“. 1700 Euro bekam Ekrem im Vorjahr für eine Tonne Himbeeren; das reicht, um die Lebensverhältnisse des Bauern aufzubessern und eine Perspektive zu geben. In Srebrenica wurden die meisten Spuren des Krieges beseitigt, doch die Einwohnerzahl sank von 37.000 auf 7.000, jeweils die Hälfte sind Bosniaken und Serben. Und wie funktioniert nun das Zusammenleben?
"Die Menschen haben verstanden, dass es keine Alternative gibt, und dass wir gemeinsam leben müssen, weil wir hier sind, doch zu einer aufrichtigen Läuterung kam es nicht, vor allem nicht von Seiten der Serben.“
Ein positives Beispiel bietet das „Haus der guten Töne“. Hier singen Kinder und Jugendliche beider Volksgruppen in einem Chor. Geprobt wird gerade für einen Auftritt in Sarajewo. Wenn sich die Politiker an diesen Kindern ein Beispiel nehmen, können nicht nur Srebrenica sondern auch ganz Bosnien einer besseren Zukunft entgegensehen.