Dritte Biennale im Bunker
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Es sind keine heimeligen Klänge, die den Besucher beim Betreten des Bunkers empfangen, der gut getarnt im Tal der Neretwa bei der Ortschaft Konijc liegt. Der hohe Eingangstunnel geht rasch in niedrige, schmale Gänge über. Seit 2011 wird die Anlage für die Biennale genutzt, die heuer Kuratoren aus Österreich und Albanien ausgerichtet haben. Die Werke von 24 Künstlern bereichern nun das Labyrinth, in dem selbst ein Atomkrieg einige Monate hätte überlebt werden können. Der Deckname des Bunkers war Istanbul; so heißt auch das Video, das zwei Mitglieder der Grazer Künstlergruppe G.R.A.M. beim Rauchen zeigt. Warum gerade dieses Video in dem keine fünf Quadratmeter großen Zimmerchen gezeigt wird, begründet Martin Behr von G:R.A.M. so:
"Besonders faszinierend für uns ist der Umstand, dass dort zwei Menschen Zeit verbringen mit Rauchen, und so quasi die ganze Skurrilität des Wartens thematisiert wird. Auch in diesem Bunker sollte ja gewartet werden, quasi wenn was passiert."
Martin Behr und sein Künstlerkollege Günther Holler-Schuster stammen aus der Steiermark; in ihrer Jugend war auch der kommunistische Diktator Josip Broz Tito ein Thema; Günther Holler-Schuster:
"Das war wirklich als Kind ein Bedürfnis, dass dieser Politiker lange lebt. Die Elterngeneration hat uns mehr oder weniger darauf aufmerksam gemacht, wenn Tito stirbt, dann kommen die Russen, und die werden auch die Steiermark mitnehmen. Und das war natürlich alles andere als ein Ziel, das wir wollten."
Der Bunker selbst ist ein Relikt des Kalten Krieges. Thematisiert werden in der Ausstellung auch gesellschaftliche Bewegungen, die in dieser Zeit entstanden sind. Dazu sag die österreichische Kuratorin Margarethe Makovec:
„Man könnte ein Beispiel nennen, eine deutsche Position, das sind Sylvia Winkler und Stephan Köperl, die sich mit der Anti-Atom-Bewegung auseinandergesetzt haben, hier das gesamte Archiv der deutschen Tageszeitung taz in den Bunker gebracht haben, von der ersten Ausgabe weg."
Josip Broz Tito war nie im Bunker, denn nach 26 Jahren Bauzeit wurde die Anlage erst 1979, knapp vor seinem Tode fertig. Ähnliche Bauschicksale gibt es in Österreich; das weiß auch Josef Ostermayer, Minister für Kunst und Kultur, der die Biennnale eröffnete:
"Ich habe jetzt nicht vor, Zwentendorf zum Museum umzunutzen, es wird ja teilweise auch genutzt. Es gibt aber Bunkeranlagen in Österreich, in Wien, die wir für museale Zwecke nutzen. Zum Beispiel: den Flakturm im Ahnbergpark, der vom Museum für Angewandte Kunst genutzt wird, oder den Bunker im achten Bezirk, der als Depot für ein Museum genutzt wird."
Nun besuchen den Bunker pro Jahr mehr als 10.000 Personen; er könnte den Fremdenverkehr in Bosnien beleben, sollte die nötige Infrastruktur, vom Museumsshop bis zum Fremdenführer, geschaffen werden.