Gedenken an das Massaker in Srebrenica
Radio
J18
Berichte Bosnien
In der Gedenkstätte für Srebrenica wurden bisher mehr als 5.100 Opfer des Massakers beigesetzt. Heute kamen weitere 520 hinzu, die identifiziert werden konnten. Viele Hinterbliebenen weinten und waren offensichtlich am Ende ihrer Kräfte. Denn auch das Ende der Ungewissheit nach so vielen Jahren des Wartens spendet offenbar nur wenig Trotz. So sagte eine Hinterbliebene:
„Mein Sohn hat seinen Vater nie gesehen; wir fanden nur vier Knochen, und die werden nun begraben, sonst nichts.“
Die meisten Opfer waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, doch heute wurden auch drei Buben und eine Greisin beigesetzt, die im Juli 1995 15 und 94 Jahre zählten. Auf Wunsch der Hinterbliebene trug die Gedenkfeier heuer ausschließlich religiösen Charakter; zelebriert wurde die Messe vom bosnischen Großmufti Mustafa Ceric. Anwesend waren aber trotzdem hochrangige Politiker, darunter der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic und der Österreicher Valentin Inzko, der hohe Internationale Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Während die Hinterbliebenen heute trauerten, sagte gestern vor dem Haager Tribunal der erste Zeuge im Prozess gegen Ratko Mladic aus. Der ehemalige General der bosnischen Serben soll das Massaker angeordnet haben.