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Bauern helfen Bauern 20 Jahre in Bosnien

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Berichte Bosnien
Die Salzburger Hilfsorganisation „Bauern helfen Bauern“ feiert in diesen Tage den 20. Jahrestag ihres Bestehens. Gegründet während des Kriegs in Kroatien von Doraja Eberle verlagerte sich der Schwerpunkt der Hilfe schließlich nach Bosnien und Herzegowina, das durch von den Zerfallskriegen im ehemaligen Jugoslawien am stärksten betroffen war. Beeindruckend ist die Leistungsbilanz der vergangenen 20 Jahre. Mehr als 30.000 Tonnen an Sachgütern und Lebensmitteln wurden transportiert, 500 Strom- und Wasseranschlüsse durchgeführt, 300 Bienenkörbe wurden verteilt und 20 Stipendien werden finanziert. „Wir geben die Angel und nicht den Fisch“, lautet das Motto von Doraja Eberle; sie hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz im Raum Srebrenica begleitet, wo sich das Massaker an mehr als 7.000 Bosniaken dieser Tage zum 17. Mal jährt.

28 Dörfer und eintausend Häuser hat die Organisation „Bauern helfen Bauern“ gebaut, 450 davon im Raum Srebrenica. Den Vertrag über das eintausendste Haus unterzeichnete Doraja Eberle jüngst mit einem alten Serben. Sein Haus wurde im Krieg zerstört und so lebt er in der Ruine, ohne Glas in den Fenster, die durch Denken und Altblech notdürftig abgedichtet sind. Nun soll dem 80-jährigen ein menschenwürdiges Lebensende ermöglicht werden. „Bauern helfen Bauern“ sorgt auch für eine medizinische Grundversorgung für Menschen, die sich selbst keinen Arzt leisten können und völlig vereinsamt sind. So besucht Abas Tabakovic, eine medizinisch Fachkraft aus Srebrenica, jede Woche einen bettlägerigen Mann und seine gebrechliche 82-jährige Schwester Das Geschwisterpaar muss monatlich mit 130 Euro auskommen, und die Infusionen, die Tabakovic dem alten Mann verabreicht, wären ohne Hilfe aus Salzburg unerschwinglich. Zur Lage dieser alten Menschen sagt Abas Tabakovic:

„Das Sozialamt der Gemeinde, das sich um diese Familien kümmern müsste, funktioniert nicht so wie es sollte. So kümmert sich auch niemand um diese beiden. Sollte ich nicht vorbeischauen, würde das sonst niemand tun. Diese alt Frau hier, ist vielleicht noch einige Monate in der Lage, selbst zu gehen, doch von ihren Familien hilft niemand.“

In die Landwirtschaft hat „Bauern helfen Bauern besonders viel investiert. Rückkehrer erhalten eine Grundausstattung vom Vieh über das Saatgut und einen Kleintraktor. Denn es gehe um Nachhaltigkeit, um eine Hilfe zur Selbsthilfe, betont Doraja Eberle, die Gründerin der Hilfsorganisation:

„Ich glaube, dass der Großteil der Menschen, die wir nach Hause gebracht haben, ein selbständiges Leben leben kann und auch lebt. Wir wechseln ja auch die Projekte; wir haben 28 Dörfer aufgebaut und wir sind im Moment nur mehr in vier, die anderen haben wir in die Selbständigkeit entlassen.“

„Bauern helfen Bauern“ hat vielen Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben zurückgegeben. Das ist gerade Srebrenica besonders wichtig; in der Stadt leben heute 3000 Bosniaken und 4000 Serben, jeder Fünfte ist arbeitslos; die Gemeinde ist noch immer durch den Mord an mehr als 7.000 Bosniaken im Juli 1995 und damit durch das größte Massaker gezeichnet, das sich in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ereignet hat.

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