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Österreichische Firmen unzufrieden mit politischer Krise

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Berichte Bosnien
Mit mehr als 1,7 Milliarden Euro ist Österreich der größte Investor in Bosnien und Herzegowina. Fast jeder dritte investierte Euro entfällt auf eine heimische Firma, und mehr als 200 Unternehmen aus Österreich sind in dieser ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik präsent. Für heuer erwarten diese Firmen, trotz politischer Instabilität, durchaus Zuwächse. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftskammer hervor, an der knapp die Hälfte der 200 Firmen teilgenommen hat. Ihre Ergebnisse fasst unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz zusammen:

Umfragen unter österreichischen Firmen im ehemaligen Jugoslawien weisen durchaus vergleichbare Resultate aus. Rechtsunsicherheit, Korruption und eine schwerfällig Verwaltung werden häufig beklagt. In Bosnien und Herzegowina gibt es aber zwei Besonderheiten; dazu zählt ersten die schlechte Infrastruktur, denn ein Autobahnnetz fehlt bisher weitgehend. Dazu sagt der österreichische Handelsdelegierte in Sarajewo, Peter Hasslacher:

"In den letzten vier Jahren wurden in Bosnien 40 Kilometer Autobahn gebaut, ich glaube, das sagt alles zum Thema Infrastruktur. Es gibt im ganzen Land keine funktionierende moderne Kläranlage, ähnliches gilt für Mülldeponien, und daher ergibt sich natürlich eine relativ schlechte Bewertung dieses Punktes."

Die zweite Besonderheit ist die politische Instabilität. Bosnien und Herzegowina besteht aus einer schwachen Zentralregierung und zwei Teilstaaten. Seit der Parlamentswahl Anfang Oktober sind bereits vier Monate vergangen, doch noch immer gibt es keine gesamtstaatliche Regierung, weil sich Kroaten, Serben und Bosnjaken nicht einigen können. Der komplizierte Staat erschwert auch die Tätigkeit von Firmen, erläutert Peter Hasslacher:

"Wir sprechen hier von einem Markt mit etwa vier Millionen Menschen, der weiter fragmentiert wird durch diese beiden Teilstaaten, in denen unterschiedliche gesetzliche Voraussetzungen gelten, zum Beispiel ein unterschiedliches Steuerwesen, unterschiedliche Steuersätze für jeden dieser Teilstaaten; das macht natürlich ein Mal das Arbeiten enorm schwierig, und zum anderen natürlich auch die Rechtsdurchsetzung sehr schwierig und trägt auch dazu bei, dass das Justizwesen ebenfalls sehr ineffizient funktioniert."

Trotzdem sehen österreichische Firmen durchaus auch die positiven Seiten; es gibt viele gut ausgebildete Arbeitskräfte und als verlängerte Werkbank wird Bosnien recht stark genutzt. Zum Positiven der Umfrage sagt Peter Hasslacher:

"Ich glaube, dass es auch interessant ist, dass die Unternehmen, je näher man sie darüber befrägt, wie es ihnen und ihren und ihren geschäftlichen Ergebnissen geht, desto zufriedener sind; das heißt, sie bewerten die allgemeine wirtschaftliche Lage als mäßig, sie bewerten die Situation in ihrer Branche als zufriedenstellen, aber sie bewerten ihren Geschäftsgang als erheblich besser als diese beiden anderen Faktoren, und das, glaube ich, ist ein Hinweis, dass durchaus Optimismus angebracht ist."

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