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Die Religion und der Balkan

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Religion spielt bei der Definition der nationalen Identität am Balkan nach wie vor eine sehr bedeutende Rolle. Das zeigt eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Gallup in sieben Ländern durchgeführt hat. Befragt wurden jeweils eintausend Personen in Serbien, Mazedonien, Bosnien, Albanien, dem Kosovo, Montenegro und Kroatien. Generell zeigt die Umfrage, dass auch die Bedeutung der Religion für die Bevölkerung wächst, was sich am Balkan allerdings nicht in einem stärkeren Besuch von Gottesdiensten niederschlägt. Über die Umfrage berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Je enger die Völker des Balkan sprachlich und kulturell miteinander verwandt sind, desto wichtiger ist offensichtlich auch die Religion als Merkmals der nationalen Identität. Das zeigt sich etwa in Bosnien, wo muslimische Bosniaken, Serben und Kroaten de facto dieselbe Sprache sprechen und daher das Religionsbekenntnis ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist. Dazu sagt der Koordinator des Gallup-Balkan-Monitor-Projekts, Andrzej Pyrka:

"Man sieht deutlich, dass in fast allen Ländern und unter fast allen ethnischen Gruppen Religion am häufigsten oder zweithäufigsten genannt wird. In Bosnien ist das der Fall für 47 Prozent der Bosniaken, 51 Prozent der Kroaten und 63 Prozent der Serben, dass die Antwort lautet, sie identifizieren sich extrem stark oder sehr stark mit ihrer Religion. Das scheint nach wie vor eine der stärksten Quellen der Identität zu sein in der Region."

Die Kirche zählt neben den Streitkräften auch zu den Institutionen, denen die Völker des Balkan das größte Vertrauen entgegen bringt. So vertrauen 66 Prozent der Serben der Kirche, das ist allerdings ein Rückgang um 11 Prozentpunkte binnen drei Jahren. Grund für den Rückgang könnten Korruptionsaffären und der Tod von Patriarch Pavle vor einem Jahr sein, der eine besondere moralische Autorität ausstrahlte, die sein Nachfolger bisher nicht erworben hat. Das hohe Vertrauen in Kirche und Streitkräfte kann nach Ansicht von Gallup auch damit zusammenhängen, dass das Vertrauen der Balkanvölker in die jungen und noch schwachen demokratischen Institutionen sehr niedrig ist.

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