× Logo Mobil

Bosnien wählt heute

Radio
SoJ
Berichte Bosnien
In Bosnien und Herzegowina finden heute allgemeine Wahlen statt. Um die Stimmen der 3,1 Millionen Wähler werben etwa 40 Parteien, viele kleinere Listen und insgesamt mehr als 8.200 Kandidaten. Zentrales Wahlthema war die Frage, wie dieser Staat künftig gestaltet werden soll. Darüber können sich Bosniaken, Serben und Kroaten auch 15 Jahre nach Kriegsende nicht einigen. Aus Sarajewo berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

So kompliziert Bosnien und Herzegowina ist, so kompliziert sind auch Wahlsystem und politische Willensbildung. Gewählt werden das höchste Organ, das Staatspräsidium, in dem je ein Bosnjake, Serbe und Kroate vertreten sind. Hinzu kommen das Parlament des Gesamtstaates, die zwei Parlamente der beiden Teilstaaten, der Präsident und seine beiden Stellvertreter im serbischen Landesteil sowie noch die 10 Parlamente der Kantone im zweiten Teilstaat, der Bosniakisch-kroatischen Föderation. Generell stimmen Bosniaken, Serben und Kroaten nur für Parteien und Kandidaten ihrer jeweiligen Volksgruppe; daher finden in Bosnien de facto drei Wahlen statt. Im Wahlkampf dominierten wiederum nationalistische Töne; der starke Mann im serbischen Teilstaat, Regierungschef Milorad Dodik, kandidiert nur für das Amt des Präsidenten der sogenannten Republika Srpska. Dodiks Wahl gilt als sicher. Er will seinen serbischen Teilstaat de facto von Bosnien unabhängig machen. Auf der anderen Seite steht Harris Silajdzic. Der Bosniake fordert das Ende der Republika Srpska und einen starken Zentralstaat mit der Hauptstadt Sarajewo. Zwischen diesen beiden Positionen liegen die übrigen Parteien der drei Volksgruppen. Fraglich ist, ob diese gemäßigten Parteien vom Wähler ausreichend gestärkt werden, um die Pattposition zwischen Silajdzic und Dodik überwinden zu können. Für den Einzug in eines der Parlamente muss eine Partei mindestens drei Prozent der Stimmen erreichen. Die Wahllokale schließen um 19 Uhr. Erste Ergebnisse werden für den späten Abend erwartet.

Facebook Facebook