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Westbalkan-Gipfel in Sarajewo

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Berichte Bosnien
In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo findet heute eine hochrangig besetzte Balkan-Konferenz statt. Vom spanischen EU-Vorsitz organisiert soll sie die europäische Perspektive der Staaten des ehemaligen Jugoslawien und Albaniens bekräftigen. Teilnehmen werden die EU-Außenministerin Catherine Ashton, EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle und Delegationen aus allen Staaten der EU, der USA und des ehemaligen Jugoslawien. Österreich ist durch Außenminister Michael Spindelegger vertreten. Zum ersten Mal werden auch Vertreter des Kosovo und Serbiens gemeinsam wieder an einem Tisch sitzen. Über die Bedeutung der Konferenz für Europa und den Balkan berichtet aus Sarajewo unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Von den Staaten des ehemaligen Jugoslawien hat bisher nur Slowenien im Jahre 2004 die Aufnahme in die EU geschafft. Mit Kroatien sind die Beitrittsgespräche in der heißen Phase, ein Abschluss ist für Mitte nächsten Jahres zu erwarten. Doch alle anderen Staaten und Albanien sind noch sehr weit weg von der EU. Für diese Länder ist die EU-Perspektive sehr wichtig, um schwierige Reformen und die Aussöhnung vorabtreiben zu können. In diesem Sinne soll die Konferenz ein klares Signal gegen die Erweiterungsmüdigkeit setzen. Trotzdem ist eine rasche Erweiterung nicht in Sicht, betont in Sarajewo der internationale Bosnien-Beauftragte, der Österreicher Valentin Inzko:

„Alle Länder wollen natürlich in die EU; das wird bestätigt werden. Die Zukunft dieser Länder ist in der EU, aber sie müssen natürlich alle Bedingungen erfüllen. Im Falle Österreichs hat der Beitrittsprozess sechs Jahre gedauert, im Falle Spaniens 11 Jahre; so können wir wahrscheinlich von einer Perspektive 2020 sprechen; also vom Jahr 2020; das Jahr 2018 wäre auch schön, der hundertste Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges, der gerade in Sarajewo begonnen hat."

So ist die EU-Integration des Balkan eine der letzten Herausforderungen auf dem Weg zu einem demokratischen und vereinten Europa. Doch deren Bewältigung ist eben nicht allen EU-Staaten gleichermaßen ein Anliegen. So sind Deutschland und Frankreich nicht durch ihre Außenminister vertreten, und in der Region wird vor allem Deutschland als klarer Bremser bei der Erweiterung gesehen. Das Positivste an der Konferenz ist die gemeinsame Präsenz der Außenminister Serbiens und des Kosovo. Serbien erkennt die im Februar 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovo nicht an, und es war eine schwere Geburt, beide Minister an einen Tisch zu bringen. Um dieses Ziel zu erreichen wurde auf staatliche Symbole verzichtet, und vor den Teilnehmern werden nur ihre Namensschilder stehen. Dieses Modell könnte auch auf andere Treffen angewandt werden, um die regionale Zusammenarbeit zwischen Serbien und dem Kosovo auch auf anderen Gebieten in Gang zu bringen. Diese regionale Zusammenarbeit entwickelt sich derzeit zwischen Serben, Kroatien, Bosnien und Montenegro recht vielversprechend, und auch daher ist es wichtig, dass der Anreiz einer EU-Perspektive in nicht zu weite Ferne rückt.

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