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Bildungsschwerpunkt Balkan und Bosnien

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Berichte Bosnien


Bei der Reform des Bildungswesens am Balkan ist Österreich seit Jahren besonders aktiv. Bildung ist daher auch ein Teil des Balkan-Schwerpunktes während der EU-Präsidentschaft, die demnächst zu ende geht. Erreicht hat Österreich, daß Staaten des ehemaligen Jugoslawien künftig verstärkt am Studentenaustausch und an Forschungsprogrammen der EU teilnehmen können, selbst wenn sie noch nicht EU-Mitglied sind. Davon profitieren auch Universitäten in Österreich, die eine immer engere Zusammenarbeit etwa mit den Universitäten in Kroatien oder Bosnien-Herzegowina aufbauen. Vor allem in Bosnien hat das Engagement Österreichs besonders starke historische Wurzeln. Zwischen 1878 und 1918 gehörte das Land zur Monarchie. Mehr als 400 Schulen sowie sieben Gymnasien wurden gebaut. Nach dem Zerfall des alten Jugoslawien hat Österreich diese Aktivitäten sogar noch während des Krieges in Bosnien wieder aufgenommen. Welches Netzwerk seitdem aufgebaut wurde, darüber berichtet aus Sarajevo unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Wie massiv Österreich das Bildungswesen in Bosnien-Herzegowina unterstützt zeigt sich daran, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 12 Millionen Euro in Wiederaufbau und Reform investiert wurden. Dabei stand zunächst die materielle Hilfe im Vordergrund, denn durch den Krieg waren viele Schulen und Universitäten zerstört oder schwer beschädigt. Seit einigen Jahren stehen jedoch nun strukturelle Reformen im Zentrum der Aktivitäten. Dabei wird bei den acht staatlichen Universitäten ganz besonders auf die Qualitätssicherung wert gelegt. Dazu zählen die Bewertung von Professoren, Lehrveranstaltungen sowie der Aufbau eines modernen Managements, um die knappen finanziellen Mittel besser einsetzen zu können. Auf diesem Gebiet ist die Universität Graz sehr aktiv, die im Rahmen der EU dabei auch mit der Universität Laibach zusammenarbeitet. Eng sind auch die Kontakte zwischen Graz und der Maschinenbau-Fakultät in Sarajevo. Dazu zählen der Austausch von Professoren und Studenten. Insgesamt studieren 3000 Studenten aus Bosnien in Österreich. Damit entfallen mehr als sieben Prozent aller ausländischen Studenten auf Bosnien. Abgewickelt wird die universitäre Zusammenarbeit in Bosnien vor allem über das WUS, das World University Service Austria in Sarajevo. Diese Organisation vermittelt nicht nur Stipendien, sondern auch Kontakte zwischen Studenten, österreichischen Investoren und lokalen Firmen. Die Zusammenarbeit mit Grundschulen und Gymnasien läuft dagegen vor allem über den österreichischen Bildungsbeauftragten, der seit fast 10 Jahren in Sarajevo tätig ist. Entwickelt und gefördert wurden die Reform von Lehrplänen sowie der Projektunterricht; er umfasst Projekte, durch die das Umweltbewusstsein ebenso gestärkt werden soll die das friedliche Zusammenleben zwischen Bosnjaken, Serben und Kroaten. Investiert wurde auch in die Lehrerfortbildung vor Ort und in Österreich, während der Austausch von Schülern erst im kommenden Jahr beginnen soll. Zugute kommt dem Bildungsministerium dabei, dass viele Bosnier deutsch sprechen, und Deutsch an den Schulen nach Englisch die zweite lebende Fremdsprache ist. Behindert wird die Zusammenarbeit durch die komplizierte Verwaltung, die in Bosnien ein Ergebnis des Friedensvertrages von Dayton. So gibt es in Bosnien 14 Ministerien für Bildung b ei einem Staat mit knapp vier Millionen Einwohnern. Auch das zeigt, wie wichtig neben der Reform der Bildung auch die Reform des Staatswesens ist, damit Bosnien dereinst EU-reif werden kann.

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