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Bundesheer kehrt nach Bosnien zurück

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Berichte Bosnien
In Bosnien und Hercegowina hat die Friedenstruppe SFOR in den vergangenen Monaten die Jagd nach dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadjic verstärkt. Obwohl bisher alle Versuche gescheitert sind, Karadjic zu finden und zu verhaften, hoffen führende SFOR-Offiziere und das Haager Tribunal, Karadjic bis kommende Woche zu verhaften. Denn Karadjic ist das größte Hindernis für die Teilnahme Bosniens am NATO-Programm „Partnerschaft für den Frieden“, die kommende Woche beim NATO-Gipfel in Istanbul beschlossen werden könnte, sollte Karadjic bis dahin gefasst sein. Sollte dieses Vorhaben scheitern, so werden sich künftig an der Jagd nach dem ehemaligen bosnischen Serben-Führer auch Soldaten des österreichischen Bundesheeres beteiligen. Denn kommende Woche kehrt das Bundesheer mit Einheiten nach Bosnien, die auch für die Jagd auf Kriegsverbrecher ausgebildet sind. Um deren Ankunft vorzubereiten ist bereits seit Wochen ein Aufbaukommando in Bosnien im Einsatz. Diese Soldaten hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz besucht und folgenden Bericht gestaltet:

Im Hauptquartier der Friedenstruppe SFOR in Butmir bei Sarajevo wird derzeit fleißig, gesägt, gestrichen, gehämmert und geschweißt. Auf diese Weise bereiten etwa 30 Pioniere des österreichischen Bundesheeres die Container vor, in denen jene Soldaten arbeiten werden, die kommenden Montag in Sarajevo eintreffen. Von Graz mit der Eisenbahn verlegt werden 130 Soldaten, Gerät, Ausrüstung und Radpanzer vom Typ Pandur. Diese Einheit wird in Bosnien mit Slowenen, Deutschen, Italienern und Rumänen Dienst tun. Die Österreicher werden dabei zu einer Eingreiftruppe zählen, die dem Kommandanten der SFOR unmittelbar untersteht. Denn 80 der 130 Soldaten haben eine Jagdkommandoausbildung hinter sich. Sie sind eine sogenannte Military Specialized Unit, eine Spezialeinheit. Ihre Aufgaben beschreibt der österreichische Militärattache in Bosnien, Oberst Thomas Rapatz so:

“Diese Military Specialized Unit sind also direkt geführte Kräfte für spezielle Militär-Polizeiaufgaben. Das beginnt vom leichten Monitoring, Befragung bis hin zu crowd-control, also Einsatz bei Demonstrationen wenn es Ausschreitungen und Lage-eskalierungen gibt, bis hin zur Teilnahme an Operationen, die zur Ergreifung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern führen; also die komplette Breite der Palette militärischer Aufgaben zur Friedensstabilisierung in Bosnien.“

Unmittelbar nach dem Endes des Krieges in Bosnien im Februar 1996 war Österreich schon ein Mal mit 300 Mann in dieser ehemalige jugoslawischen Teilrepublik präsent. Diese Truppe war vor allem eine Transporteinheit, die andere SFOR-Truppen sowie österreichische Hilfsorganisationen zu unterstützen hatte. Diese Truppe wurde im März 2001 nach Österreich zurück beordert, und nur vier Stabsoffiziere blieben in Bosnien. Auch die SFOR selbst wurde von einst 60.000 auf nunmehr knapp 8.000 Soldaten reduziert. Trotzdem ist sie noch immer der Garant für den Frieden zwischen Bosnjaken, Kroaten und Serben. Geführt wird die SFOR derzeit noch von der NATO, doch soll dieses Kommando mit Jahresende auf die EU übergehen. Das ist eine Premiere für die EU, die nach ersten Gehversuchen im Kongo und in Mazedonien, in Bosnien dann nicht nur die politische und polizeiliche, sondern auch die militärische Führung übernehmen wird. Dazu sagt Militärattache Thomas Rapatz:

„Die derzeitigen Planungen, dieses Mandat überzuführen in ein EU-Mandat, waren auch maßgebend für den Wiedereinstieg des österreichischen Bundesheeres, das heißt, in Bälde wir die EU das Militärmandat von der NATO hier in Bosnien übernehmen. Das ist der eine Grund, also die österreichische Beteiligung im Rahmen einer künftigen europäischen Sicherheitskooperation hier in Bosnien und Herzegowina.“

Doch die Rückkehr des Bundesheeres ist auch Ausdruck einer Schwerpunktsetzung der österreichischen Außenpolitik. Denn der Balkan liegt praktisch vor der Haustür Österreichs, und Teile dieser Region sind die letzen potentiellen Krisenherde in Europa. Außerdem sind österreichische Firmen in Bosnien und am Balkan sehr aktiv und erfolgreich tätig, und das verstärkt noch zusätzlich das Interesse, das Österreich an einer Heranführung dieser Region an die EU hat.

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