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Bosnien und die Fundis

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Auch in Bosnien werden mögliche Aktivitäten islamischer Extremisten von den Behörden und der Friedenstruppe SFOR nicht ausgeschlossen. So hat die Polizei nach Angaben der UNO sechs Algerier verhaftet, die Verbindungen zu islami-schen Terrororganisationen haben sollen. Die Männer sollen auch in Drohungen gegen die amerikanische und britische Botschaft in Sarajevo verwickelt sein. Die beiden Botschaften wurden Mittwoch vergangener Woche geschlossen, sind nun aber wieder geöffnet. Nach Angaben bosnischer Medien sollen diese Män-ner sowie drei Ägypter und ein Jordanier auch verdächtigt werden, Anschläge auch auf amerikanische Militäreinrichtungen in Bosnien geplant zu haben. Überwacht werden in Bosnien von den Behörden auch frühere Mudjahedin, die im Bosnien-Krieg auf Seiten der Bosniaken gekämpft haben und noch immer im Lande leben. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat Bosnien einige Tage lang bereist und folgenden Bericht über die Lage in Bosnien ge-staltet:

Im Bosnien-Krieg setzten die Bosniaken auch auf den Islam zur Identitäts-findung und zur Stärkung der Kampfmoral. Vom Westen wurden sie lange im Stich gelassen und durch das UNO-Waffenembargo gegenüber Serben und Kroaten benachteiligt. Besonders vom Islam geprägt war die siebente Brigade im Raum Zenica in Zentralbosnien und natürlich Einheiten von Freiwilligen aus islamischen Ländern, die auf Seiten der Bosniaken kämpften. Nach Kriegsende mußten die meisten das Land verlassen. Einige Hundert heirateten jedoch und blieben in Bosnien. Durch die Anschläge in New York und Washington gerieten auch diese Männer wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Über die ehema-ligen Mudjahedin sagt der Pressesprecher der Friedenstruppe SFOR, Daryl Morrell:

„Wir beziffern die Zahl der früheren Mudjahedin-Kämpfer, die in Bosnien leben auf 100 bis 200. Sie blieben hier nach dem Krieg, bekamen die Staatsbürger-schaft, heirateten, öffneten Geschäfte und wurden in jeder Hinsicht verantwort-ungsbewußte Bürger.“

Zweifellos ist dieser Personenkreis bekannt und daher auch leicht zu über-wachen. Zum Gefahrenpotential dieser ehemaligen Kämpfer sagt Morrell:

„SFORs Sorge gilt nicht früheren Mudjahedin, sondern gilt Terroristen und jenen, die Terroristen unterstützen und zwar unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion.“

Dazu zählten zweifellos auch jene sechs Algerier, die jüngst unter dem Verdacht verhaftet wurden, Anschläge auf die amerikanische und britische Botschaft in Sarajevo geplant zu haben. Drei dieser Algerier besaßen auch die bosnische Staatbürgerschaft. Ob sie Mudjahedin waren und wie sie zum bosnischen Paß kamen wurde nicht mitgeteilt. Doch in Bosnien ist Korruption weit verbreitet und Geld öffnet auch hier viele Türen. Neben der noch immer bestehenden Instabilität Bosniens zählt auch das Wirken von Nicht-Regierungsorganisation und Kulturinstituten aus islamischen Ländern zu den Unsicherheitsfaktoren in Bosnien. Sicher ist, daß an Schulen und Universitäten versucht wurde, Jugend-liche für fundamentalistische Ideen zu gewinnen. Zur Grundeinstellung der Bosniaken sagt Ivica Misic, der stellvertretende Außenminister Bosniens:

„Während es in einigen Staaten der entwickelten und der islamischen Welt Solidaritätsdemonstrationen gab, kam es in Bosnien dazu nicht. Wen man daher von einem bestehenden Einfluß sprechen kann, dann konzentriert sich dieser auf einen sehr engen Personenkreis. Einige von ihnen sind natürlich sehr aktiv. Plakate wurden geklebt, doch konkrete Aktionen und ernsthafte Probleme gab es bisher nicht.“

Doch das könnte sich ändern. Denn die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch, Perspektiven fehlen und auch die Enttäuschung über den Westen ist groß. Dazu trägt auch der Kampf des Westens gegen Osama bin Laden bei. Denn bei den Anschlägen in New York und Washington starben etwa gleich viele Personen wie in der bosnischen Enklave Srebrenica. Doch Radovan Karadjic und Radko Mladic sind noch immer in Freiheit. Der Hohe Repräsentant in Bosnien, Wolfgang Petritsch, sagt daher:

„Ich glaube auf jeden Fall, dass man jetzt nicht den falschen Schluss ziehen sollte und sagt: Der größere Feind sitzt jetzt irgendwo in Afghanistan. Den gilt es jetzt zu killen. Sondern ich meine jetzt, dass man hier jedenfalls verstärkt sogar fortsetzen muss, die Bemühungen, Karadjic und Mladic vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu bekommen. Ich glaube, dass das ein enorm wichtiger Beitrag wäre, um hier die emotionale Seite dieses ganzen Konfliktes einigermaßen zu beruhigen. „

Die Gefahr eines Extremismus unter den Bosniaken, den bosnischen Muslimen schätzt Petritsch aber trotzdem als weit geringer ein als durch die moslemische Zuwanderung nach Westeuropa:

„Ich glaube, dass man sich dort viel stärker auseinander setzen müssen wird mit Extremismus. Der ja in Großstädten wie – bekanntermaßen Hamburg – oder London oder Paris ein sozusagen viel besseres ein viel günstigeres Biotop vorfindet als hier in Bosnien, wo man doch einen relativ stark noch ländlich oder kleinstädtisch orientierte Gesellschaft hat. Wo man – Schläfer – Vorbereitungen für größere Aktionen nicht so leicht unternehmen kann, wie in der Anonymität von Großstädten.“
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