Vor Gedenkkonzert in Sarajewo
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Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Sarajewo
Insert1: Franz Welser-Möst, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper
Insert2: Franz Welser-Möst, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper
Gesamtlänge: 2’07
Im alten Rathaus aus der Zeit der österreichischen Herrschaft werden die Wiener Philharmoniker morgen auftreten. Sarajewo steht seit Wochen im Zeichen der Gedenkfeiern, doch besonders groß ist das mediale Interesse am Konzert. Das Programm der Wiener Philharmoniker ist auf den Anlass abgestimmt:
"Das Schicksalslied von Brahms ist wie eine kurze Version des Requiems von Brahms, um eben auch an das menschliche Leid zu erinnern, das so ein Weltkrieg hervorgerufen hat."
Und was empfindet der Dirigent am Jahrestag in Sarajewo zu sein:
"Meine Großmutter hat ja noch den Kaiser gesehen als kleines Kind; und es ist irgendwie so ein eigenartiges Gefühl, wo wir in Österreich sehr traditionsbewusst sind, und auch immer wieder über den Kaiser sprechen, dass wir hier hundert Jahre später nach der Ermordung des Thronfolgers, dass ich da sein kann, um des menschlichen Leids, das das alles hervorgerufen hat, zu gedenken."
Gelitten hat auch der Ort des Konzerts – allerdings im Bosnien-Krieg. Im August 1992 brannte das als Bibliothek genutzte Gebäude nach einem Artilleriebeschuss aus. Etwa zwei Millionen Bücher und Dokumente wurden vernichten. Bundespräsident Thomas Klestil konnte noch zehn Jahre später die Schäden besichtigen; die Erneuerung wurde erst heuer abgeschlossen; eine Gedenktafel macht „serbische Verbrecher“ für die Zerstörung verantwortlich. Die bosnischen Serben boykottieren die Feier; im Ostteil Sarajewos haben sie heute ein Denkmal für den Attentäter Gavrilo Princip enthüllt. Er soll ihren Freiheitskampf symbolisieren, auch im Bosnien-Krieg, denn den gemeinsamen Staat mit Bosniaken und Kroaten wollen die bosnischen Serben nicht. Auch das Auftreten der Wiener Philharmoniker kann diese Spaltung nicht überwinden.