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Erster Tag im Prozess gegen Ratko Mladic

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Berichte Bosnien
In Den Haag hat heute einer der wichtigsten Kriegsverbrecherprozesse vor dem Haager Tribunal begonnen. Auf der Anklagebank sitzt der ehemalige General der bosnischen Serben Ratko Mladic. Ihm wirft die Anklage Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und in zwei Fällen auch Völkermord in Bosnien und Herzegowina vor. Wegen dieser Verbrechen muss sich bereits seit zwei Jahren auch der ehemalige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, vor dem Tribunal verantworten.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: Dermot Groome, Ankläger des Haager Tribunals

Gesamtlänge: 1’15

Ohne sichtbare Regung verfolgte Ratko Mladic die Ausführungen des Anklägers Dermot Groome. Durch Darstellung von Opferschicksalen war er bestrebt, den Mladic zur Last gelegten Verbrechen ein Gesicht zu verleihen. Mladic habe das Ziel gehabt, alle Bosniaken und Kroaten aus serbischen Siedlungsgebieten zu vertreiben:

„Zivilisten wurden ins Visier genommen, nur weil sie keine Serben waren. Ihr Land, ihr Leben, ihre Würde wurde in einer sorgfältig geplanten und koordinierten Weise angegriffen. An manchen Orten wurde aus diesem Angriff ein Völkermord.“

Dieser Vorwurf betrifft auch Srebrenica. Nach dem Fall der Stadt im Sommer 1995 verübten bosnischen Serben unter den Augen niederländischer UNO-Soldaten ein Massaker an etwa 7000 Bosniaken. Die Identifizierung der Opfer durch forensische Pathologen dauert immer noch an. Bestattet werden sie dann in der Gedenkstätte von Potocari am Gedenktag für Srebrenica. Die Angehörigen mussten 16 Jahre auf den Prozess in Den Haag warten. Er begann knapp ein Jahr nach Mladics Verhaftung in diesem serbischen Dorf. Dass Belgrad nicht wusste, wo sich Mladic versteckt hielt, glaubt am Balkan kaum jemand.

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