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Filmfestival in Sarajevo

Fernsehen
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Berichte Bosnien


Dass Kultur im ehemaligen Jugoslawien einen wachsenden Beitrag zur Aussöhnung leisten kann, zeigt das Filmfestival in Sarajevo, das derzeit in der bosnischen Hauptstadt stattfindet. So steigt von Jahr zu Jahr etwa die Zahl der Filme aus Serbien, die in Sarajevo gezeigt werden. Fünf der insgesamt 170 Filme stammen aus Serbien und auch die Koproduktionen mit Bosnien, Kroatien oder Slowenien nehmen ständig zu. Darüber hinaus entwickelt sich Sarajevo immer stärker zu einem Festival von regionaler Bedeutung, bei dem alle Länder Mittel- und Südosteuropas vertreten sind. Stark steigend sind auch Zuschauerzahlen und Medieninteresse. Dar erste Festival vor 11 Jahren noch während des Bosnien-Krieges besuchten 15.000 Zuschauer, im Vorjahr waren es bereits 100.000, eine Zahl, die heure übertroffen werden könnte. Vergeben wird beim dem Festival als Preis „Das Herz von Sarajevo“. Präsidentin der Jury ist die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic, die für ihren Film „Grbavica“ heuer in Berlin den „Goldenen Bären“ gewonnen hat.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Sarajevo

Insert1 Jasmila Zbanic, Regisseurin aus Bosnien

Insert2 Jasmila Zbanic, Regisseurin aus Bosnien

Gesamtlänge: 2’34

An der Fassade des Pressezentrums sind die Folgen des Bosnien-Krieges noch deutlich sichtbar, der auch das Filmfestival hervorgebracht hat. Unübersehbar ist 11 Jahre später aber auch, dass vor und bei Filmpremieren im Nationaltheater versucht wird, an große Vorbilder anzuknüpfen. Das gelingt zwar kaum, denn internationale Stars sind rar. Doch dafür wächst die regionale Bedeutung des Festivals, wie die Premiere des serbischen Films „Sieben ein Halb“ zeigt. Dem schwarzen Humor verbunden, thematisiert der Film die sieben Todsünden am Beispiel Belgrader Durchschnittsbürger. .Ihre menschlichen Schwächen sowie die Präsenz der Schauspieler wirken Stereotypen entgegen, die am Balkan weit verbreitet sind:

„Wenn Gäste zum Festival kommen, können sich die Menschen selbst davon überzeugen, dass die Klischees der Medien einfach nicht stimmen. Das wirkt Vorurteilen entgegen, dass Serben Menschen mit Bärten sind, die Bosnajken abschlachten wollen, oder dass alle bosnischen Moslems verschleiert sind.“

Dass dem nicht so ist, zeigt das Zentrum von Sarajevo. Selbst das Kopftuch ist kaum zu sehen, während sommerliche Freizügigkeit dominiert. Trotzdem haben Frauen in Bosnien mit vielen Problemen zu kämpfen:

„Wir leben in einer Gesellschaft des Übergangs, die zwar einige Errungenschaften aus der Zeit des Kommunismus bewahrt hat, jedoch die Frauen durch die schwierige wirtschaftliche Lage zusätzlich belastet. Junge Frauen können oft nicht studieren, weil das Geld fehlt; und wenn Geld vorhanden ist, dann wird öfter Söhnen das Studium ermöglicht. Doch die Frauen haben im Krieg bewiesen, dass sie ihren Mann, bzw. ihre Frau stehen können.

Die schwierige Wirtschaftslage belastet auch das Filmschaffen in Bosnien. Zwar ist der Andrang beim Festival groß, doch ansonsten sind die Zuschauerzahlen gering. Kinokarten kosten zwischen zwei und drei Euro pro Person, während eine Raubkopie in Sarajevo um denselben Preis zu haben ist. Um junges Publikum wird beim Festival daher besonders geworben. Für Kinder und Jugendliche besteht ein eigenes Programm; und Jugendliche haben sogar eine eigene Jury, die mit Schauspielern diskutiert und den besten Jugendfilm prämiert. Doch gerade das Jugendprogramm zeigt, wie stark die Folgen des Krieges noch präsent sind. So ist vor jedem Spielfilm beim Festival, ein Film zu sehen, der über die Gefahr von Minen informiert. Derartige Filme werden wohl auch bei den kommenden Festspielen unverzichtbar sein, denn sogar in der Umgebung von Sarajevo ist die Minengefahr noch nicht völlig gebannt.

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