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Minen in Bosnien

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Berichte Bosnien
In Bosnien und Herzegowina sind seit dem Ende des Krieges vor knapp acht Jahren 1500 Personen Opfer von Minen geworden. 16.000 nicht-geräumte Minenfelder gibt es noch und die Zahl der Minen wird auf mindestens 500.000 geschätzt. Während ein Ende der Minengefahr noch nicht in Sicht ist, sinkt die Bereitschaft internationaler Geldgeber drastisch, Räumungen zu finanzieren. Unterstützt wird Bosnien-Herzegowina nach wie vor von den USA, von Norwegen aber auch vom Roten Kreuz in Österreich. Das Rote Kreuz finanziert vor allem die Aufklärung von Schülern, Jugendlichen und Heimkehrern.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien

Insert1: 0’43 Plamenko Priganica, Landminen-Opfer-Netzwerk

Insert2: 1’16 Plamenko Priganica, Landminen-Opfer-Netzwerk

Insert3: 2’01 Damir Atikovic, Technischer Berater der Norwegischen Volkshilfe

Aufsager: 2’37 Christian Wehrschütz aus Bosnien

Gesamtlänge: 3’01

Minenkunde in einer Schule in Bosnien. Drei bis sechs Schulstunden sind je nach Alter im Lehrplan für dieses Fach vorgesehen. Mitarbeiter des Roten Kreuzes halten nicht nur diese Stunden. Sie führen in allen Schulen jedes Jahre auch einen Minenquiz durch, der mit einem Landessieger enden, so wie das in Österreich bei Redewettbewerben an Schulen der Fall ist. Rotes Kreuz und private Organisationen kümmern sich auch um Minenopfer. Dazu zählt die LSN, das Landminen-Opfer-Netzwerk. Sein Direktor Plamenko Priganica ist wie die meisten seiner Mitarbeiter selbst Minenopfer. Eine derartige Prothese kosten 1800 Euro, doch diesen Betrag können die meisten Minenopfer selbst nicht aufbringen:

„Im Falle einer Invalidität von 70 Prozent wie bei einer Unterschenkelamputation bezahlt der Staat als Pension etwa 180 Euro. Doch der durchschnittliche Warenkorb liegt bei 230 Euro. Das heißt, dass die Pension für einen Kriegsinvaliden niedriger ist als die Mittel, die man braucht, um eine vier Personen zählende Familie zu versorgen. Bei zivilen Minenopfern ist die Lage noch schlechter. Sie bekommen 75 Euro, doch die Auszahlung erfolgt nur unregelmäßig.“

Entscheidend ist daher auch, die soziale Lage der Opfer zu verbessern:

„Wir helfen ihnen, wirtschaftlich selbständig zu werden. Denn die Mehrheit der Opfer ist arbeitslos, weil sich der Staat nicht um diese Personen kümmert. Wir helfen ihnen, kleine Beriebe zu gründen und zu ihrem Recht zu kommen. Daher bemühen wir uns auch, ein Bewusstsein in der Gesellschaft für diese Opfer zu schaffen.“

Fast 5000 Minenopfer hat Bosnien bereits zu verzeichnen und noch immer sind fast vier Prozent des Staatsgebietes minenverseucht. Das behindert auch Landwirtschaft und Flüchtlingsrückkehr. Finanziell unterstützt wird die Entminung auch von Norwegen, das diesen privaten Minenräumdienst bezahlt, der in der Umgebung von Sarajevo arbeitet. 40 Minen und 50 nichtexplodierte Sprengmittel sind bisher gefunden worden, wobei die Arbeit sehr langwierig ist:

„Die Demineure müssen jeden Schritt praktisch auf den Knien mit Dedektoren und Minenstäben zurücklegen. Das ist ein sehr langsamer Prozess. Die Demineure arbeiten zu zweit, und ein Paar kann pro Tag nicht mehr als 50 bis 75 Quadratmeter bewältigen.“

Ein Spezialist verdient hier 600 Euro im Monat, doch Geld wird zusehens knapp. Denn der Staat ist arm und Bosnien ist aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit gerückt. Daher geht die internationale Finanzhilfe zurück, obwohl allein das Räumen von Minenfeldern in der Nähe bewohnter Gebiete noch mehr als zehn Jahre dauern wird.

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