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Hochbegabter Geiger aus Bosnien

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Der Balkan und die ehemalige jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina insbesondere werden in der Regel mit Krieg, Völkermord, Vertreibung und Elend verbunden. Kultur, Kunst und musikalische Begabung werden dort nicht vermutet. Doch genau diese Eigenschaften verkörpert die Familie Kamenjasevic. Die Eltern sind Orchestermusiker in Sarajevo und ihr 12-jähriger Sohn Kajetan ist bereits ordentlicher Student an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Der junge Geigenspieler fiel österreichischen Musikern bei einem Gastspiel in Sarajevo auf und die österreichische Botschaft ermöglichte ein Vorspielen in Graz. Der Junge wurde an der Universität als ordentlicher Hörer aufgenommen und fährt nun ein Mal im Monat von Sarajevo zum Studium in die steirische Landeshauptstadt. Christian Wehrschütz hat Kajetan in Sarajevo und Graz besucht und den folgenden Beitrag über das hochbegabte Kind aus Sarajevo gestaltet:

Inserts

Bericht: Christian Wehrschütz

Kamera: Almir Causevic, Ivan Klaric

Ton: Jasmin Suvalija, Hannes Kelih

0,02

Ein Vorort der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Hier in diesem Haus leben Irfan Kamenjasevic, seine Frau Mila und Sohn Kajetan. Besprochen wird die bevorstehende Fahrt nach Graz. Zum ersten Mal wird Mutter Mila ihren Sohn begleiten. Mit 12 Jahren ist Kajetan der jüngste Student an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in der steirischen Landeshauptstadt. In seinem Zimmer übt Kajetan pro Tag zwei bis drei Stunden.

0,37

Noch nicht genau festgelegt hat Kajetan, was er ein Mal werden will:

0,42 Kajetan Kamenjasevic

„Ich weiß nicht so genau, Solist zu werden ist auch sehr schön, Orchestermusiker auch.“

0,55

Der Knabe hat mit sechs Jahren mit dem Gegenspiel begonnen. Zu seinen Lieblingskomponisten sagt er:

1,00 Kajetan Kamenjasevic

„Ich mag Bach, Mozart auch, Tschajkowsky“

1,07

Doch Kajetan, der in Sarajevo eine Musikgrundschule besucht, hat auch andere Vorlieben. Lesen, Geschichte, Geographie, Biologie sind ebenso seine Hobbys wie natürlich das Fernsehen.

1,20

Der 12-jährige mag Jazz und vor allem Hip Hop. Kajetan ist somit ein ganz normaler Junge, nur eben mit großer musikalischer Begabung:

1,28 Irfan Kamenjasevic

„Ich freue mich wie jede Eltern, das ist klar. Aber das ist auch eine große Verantwortung für die Eltern, so einen Jungen zu haben. Man muss richtig mit diesem Kind umgehen, einen guten Weg für ihn finden.“

1,50

Dieser Weg führt derzeit ein Mal im Monat von Sarajevo nach Graz. Die Reise beginnt um sieben Uhr früh am Busbahnhof der bosnischen Hauptstadt.

2,01

Die Familie hat Glück, dass der Busunternehmer Musikliebhaber ist. Daher sind die Fahrkarten ermäßigt und kosten insgesamt nur 60 Euro, doch das entspricht noch immer einem Fünftel des Monatslohns der Mutter.

2,25

Nach 12 bis 14 Stunden sind die beiden dann in Graz. Übernachtet wird im Kloster der Barmherzigen Schwestern.

2,40

Um 10 Uhr Vormittag beginnt an der Universität für Musik und Darstellende Kunst der Unterricht.

2,56

Kajetan studiert bei Frau Professor Silvia Markovic.

3,45

Über ihren Studenten sagt sie:

3,47 Silvia Markovic

„Er ist sehr begabt, erhört alles, er ist sehr musikalisch und er imitiert sofort, das ist sehr wichtig.“

4,11

Ein besonderes Erlebnis ist der Unterricht auch für Kajetans Mutter

4,16 Mila Kamenjasevic

„Ich bin sehr glücklich, dass er hier in Graz studieren darf. Hier ist eine so schöne,

nette Atmosphäre und viele Leute aus Graz haben uns dabei geholfen und wir sind sehr, sehr glücklich und dankbar.“

4,30

Auch der 12-jährige Kajetan hat Graz ins Herz geschlossen. Doch so richtig zu Hause fühlt er sich vor allem in seiner Heimatstadt Sarajevo:

4,37 Kajetan Kamenjasevic

„Es ist schön, ich habe hier viele Freunde.“

4,42

Auch zum Opernhaus in Sarajevo hat Kajetan eine besondere Beziehung. Hier arbeiten seine Eltern im Orchester, von denen er auch die Liebe zur Musik geerbt haben dürfte. Dieses Orchester hat seine Mutter auch 1989 aus ihrer Heimat Polen nach Bosnien geführt:

5,00 Mila Kamenjasevic

„Ich habe in Polen studiert, in Danzig, und dann hier in Sarajevo meinen Beruf als Cellistin begonnen. Es waren zu wenig Cellisten hier und über eine Musikagentur bin ich hierher gekommen“.

5,21

Im Orchester lernte Mila Kamenjasevic auch ihren Mann kennen. Nach Kriegsbeginn floh die Familie nach Deutschland und kehrte 1997 nach Sarajevo zurück. Beide verdienen nur je dreihundert Euro im Monat und der Vater hat Kajetans Elternhaus daher weitgehend selbst gebaut. Kajetan dürfte es als Geiger ein Mal besser gehen, denn bis zu seinem ersten Engagement sollte auch Bosnien die schwierige Nachkriegszeit überwunden haben.

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