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Petritsch-Bilanz

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Ende Mai endet die Amtszeit des Österreichers Wolfgang Petritsch als Hoher Repräsentant in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien und Herzegownina. Obwohl sich Petritsch bemüht hat, das vom Krieg zerstörte Land zu stärken und die Reformen voranzutreiben, wird die Präsenz des Westens in Bosnien noch Jahre dauern müssen. Wirtschaftlich konnte noch immer kein einheitlicher Markt zwischen den beiden bosnischen Teilstaaten geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch. Auch die Privatisierung hat erst mit der Bildung der Reformregierung vor eineinhalb Jahren begonnen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien

Insert1: 0’36, Wolfgang Petritsch

Insert2: 0’50 Wolfgang Petritsch

Aufsager: 2’16 Christian Wehrschütz aus Bosnien

Gesamtlänge: 2’37

Kommunikations- und andere Schwierigkeiten der Internationalen Gemeinschaft im Bosnien-Krieg thematisiert in satirischer Weise der bosnische Film „Niemandsland“, der in diesem Jahr einen Oscar erhielt. Über seine dreijährige Amtszeit als Hoher Repräsentant Bosniens zog der Kärntner Wolfgang Petrisch jüngst in Laibach bei einem Kongreß Bilanz. Zu den Versäumnissen des Westens zählt Petritsch, daß man nach dem Friedensschluß vor sechs Jahren

„Die kriegsverantwortlichen Frührer sofort hätte herausnehmen müssen aus dem Spiel, zuminderst für eine mehrjährige Abkühlungsperiode so zu sagen.“

Auch die Wirtschaftsreformen habe der Westen vernachlässigt:

„Man hat zuerst sozusagen Wiederaufbau gemacht und nicht damit verbunden, sogleich auch eine tiefgreifende Wirtschaftsreform.“

Die Wirtschaftslage in Bosnien ist daher immer noch schwierig, die Arbeits-losigkeit ist hoch und die Infrastruktur schlecht. Positiv zu bewerten sind die moderne Bankengesetzgebung und, daß die Reformen in die richtige Richtung gehen. Die Rückkehr der Flüchtlinge hat sich in der Ära Petrisch beträchtlich beschleunigt. Spektakulär war die Zwangsübernahme der Hercegovacka Banka in Mostar; damit gelang es Petritsch, kroatische Abspaltungstendenzen zu brechen, denn über die Bank hätten eigenständige kroatische Institutionen in Bosnien finanziert werden sollen. Der Kärntner bemühte sich auch den bosni-schen Gesamtstaat zu stärken, der aus einem serbischen und einem bosnisch-kroatischen Teilstaat besteht. Dabei kam ihm zugute, daß mit dem Tod des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman und dem Machtwechsel in Belgrad jene Politiker abtreten mußten, die Bosnien hatten teilen wollen. Durch Besuche bei Rückkehrern und Flüchtlingen im Begleitung von Diplomaten versuchte Petritsch bis zuletzt, die Staatenwelt zu weiterem Engagement in Bosnien zu bewegen. In sein Heimatdorf im Kärntner Rosental, wird Petritsch nach dem Ende seines Mandates nur kurz zurückkehren können, denn er wird Österreich nun als Botschafter in Genf vertreten.

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