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Petritsch in Bosnien

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Berichte Bosnien
Ende Mai endet die Amtszeit des Österreichers Wolfgang Petritsch als Hoher Repräsentant in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien und Herzegownina. Obwohl sich Petritsch bemüht hat, das vom Krieg zerstörte Land zu stärken und die Reformen voranzutreiben, wird die Präsenz des Westens in Bosnien noch Jahre dauern müssen. Zwar gelang es Wolfgang Petrtisch die Flüchtlingsrückkehr zu beschleunigen, den Schmuggel durch die Bildung einer gesamtsstaatlichen Zollbehörde einzudämmen sowie die einst schwachen Institutionen des Gesamtsstaates zu stärken. Wirtschaftlich konnte noch immer kein einheitlicher Markt zwischen den beiden bosnischen Teilstaaten geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch. Auch die Privatisierung hat erst mit der Bildung der Reformregierung vor eineinhalb Jahren begonnen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien

Insert1: 0’57: Michael Scherz, Österreichischer Handelsdelegierter

Aufsager: 2’10: Christian Wehrschütz aus Bosnien

Gesamtlänge: 2’31

Der Waldreichtum zählt zu den natürlichen Schätzen Bosniens. Doch wie die Firma Mediapan im zentralbosnischen Vitez zeigt hat sich auch dieser Wirt-schaftszweig sechs Jahre nur teilweise erholt. Acht Monate stand diese Spannplattenwerk vergangenes Jahr still; ein Käufer wird wohl kaum gefunden werden, denn der Investitionsbedarf beträgt mindestens 20 Millionen Euro. Daß es Lichtblicke gibt, zeigt die Firma Impregnacija Holz, ebenfalls in Vitzes. Etwa 230 Personen arbeiten hier wieder, nachdem die Kärntner Firma Paholz das Werk vor zwei Jahren um etwa 300.000 Euro erwarb. Bosnische Buche wird hier zugeschnitten, die Paholz dann vor allem nach China exportiert. In Sarajevo sieht Österreichs Handelsdelegierter Michael Scherz die Zukunft Bosniens optimistisch, obwohl der Reformprozeß noch zu langsam verlaufe. Zu den Fehlern des Westens in Bosnien sagt Scherz:

„Wenn man sich vor Augen hält das über 6 Millionen Doller hierher geflossen sind und dass wir heute hier keinen Kilometer Autobahn haben und damit auch keinen Anschluss , Infrastrukturanschluss an Europa haben, dass jetzt erst 1 Milliarde Schilling in den Wiederaufbau der Eisenbahn kommt, dass jetzt erst mal die Lokalregierungen beginnen dort und da ein Paar Kilometer Autobahn zu bauen, dass hätte man meiner Meinung nach schon viel früher tun sollen um die wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen.“

Trotzdem hat der scheidende Bosnienbeauftragte Wolfgang Petritsch auch eini-ges vorzuweisen. So hat sich die Zahl der zurückkehrenden Binnenvertriebenen beträchtlich erhöht auch in Gebiete, wo sie als Minderheit in Bosnien leben müssen. Mit der Absetzung von Ante Jelavic, dem kroatischen Nationalisten-führer, gelang es Petritsch, trotz Protesten, kroatische Abspaltungstendenzen zu brechen. In Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Teilrepublik, kam es beim ersten Versuch der Grundsteinlegung für eine alte Moschee zwar noch zu Ausschreitungen. Troztdem muß auch der serbische Teilstaat die Existenz Bosniens anerkennen, denn mit dem Sturz von Slobodan Milosevic hat auch der serbische Separatismus in Bosnien seinen Rückhalt in Belgrad verloren.

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